Im Land des Eukalyptusbaums by Haran Elizabeth

Im Land des Eukalyptusbaums by Haran Elizabeth

Autor:Haran, Elizabeth [Haran, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Roman
Herausgeber: Verlagsgruppe Luebbe GmbH Co KG
veröffentlicht: 2013-02-22T23:00:00+00:00


Später boten sie Nola ›Steintee‹ an, der ihr vorzüglich schmeckte. Sie hatte verfolgt, wie die Frauen ihn zubereitet hatten, und Jack erklärte ihr, daß man ihn nur trank, wenn es etwas zu feiern gab, beispielsweise einen hohen Besuch wie der ihre. Nola fühlte sich sehr geehrt. Heiße Steine wurden in ein Gefäß mit Wasser gelegt und Kräuter hinzugegeben. Dann ließ man das Ganze eine Weile ziehen. Während sie ihren Tee trank, erkundigte sich Nola, aus welchem Material das ›Gefäß‹ gefertigt war. Es war nicht getöpfert, und nach gegerbter Haut sah es auch nicht aus.

»Tierblase«, erklärte Jack, und sie hätte sich beinahe verschluckt. Zwei Stunden später war Nola zum Umfallen müde, aber sie hatte den Besuch wirklich genossen. Sie hatte den Geschichten von den Sternen und vom Mond gelauscht, der nach Meinung der Aborigines einst als Mensch gelebt hatte und nachts herauskam, um über das Volk zu wachen, bevor sein Geist wieder in die Erde zurückkehrte. Sie hatten sich über die Jahreszeiten unterhalten, die von den Aborigines wahrgenommen wurden durch das Wachsen oder das Welken bestimmter Früchte und Pflanzen. Den Frühling genossen sie, weil es zahlreiche reife Früchte gab und die Tiere sich frei bewegten. Der Herbst war die Zeit des Welkens und des Mangels an Nahrung. Sie waren ein Volk, dessen Leben nicht von der Zeit bestimmt war. Wenn ein besonderer Zeitpunkt benannt werden mußte, bezogen sie sich auf die vier Phasen des Mondes. Nola erzählten sie Geschichten von den Sternen, von ihren Mythen und ihrer ›Traumzeit‹, als alles anfing. Sie glaubten, daß der Mensch eins sei mit dem Land, das sie für geheiligt hielten. Alles kehrte in die Erde zurück. Wenn das Lager abgebrochen wurde, hatte Jack ihr berichtet, würde niemand mehr erkennen, daß sie dagewesen waren, weil alles, was sie benutzten, dem Land zurückgegeben wurde. Ganz anders als die weißen Siedler, dachte Nola.

Nola war fasziniert von einer Steinaxt, die neben Mirijula lag. Als sie die Hand danach ausstreckte, faßte Jack sie beim Arm.

»Nicht berühren, Missus«, warnte er. »Eine ›Wilida‹ kann nur von besonderen Leuten benutzt werden.«

»Warum das denn?« erkundigte sich Nola.

»Ein Zauber. Mirijula sie nachts von einem Geist bekommen. Mit ›Wilida‹ reicht ein einziger Schlag, um zu töten. Falscher Besitzer würde mit Fluch beladen, oder Krankheit.«

Allmählich merkte Nola, wie abergläubisch die Aborigines waren.

Bereits seit einiger Zeit hatte sie immer wieder ein Kind husten gehört. Es war ein tiefes, trockenes Husten, das ihr Sorgen machte. Endlich, als sie eigentlich schon gehen wollte, ging sie, um sich das Kind anzusehen. In einer der Buschhütten, die recht bequem wirkten, fand sie eine schwangere Frau, die neben einem kranken Kind kauerte. Das Kind lag auf einer Unterlage aus Känguruhfell, die nach Jacks Angaben mit Schilf gestopft war.

»Das Kind hat Keuchhusten«, stellte sie fest. Die Mutter wirkte völlig verstört.

Nola wandte sich an Jack und deutete auf das Krankenlager. »Ich kann ihr helfen, wenn sie mich läßt.«

Jack redete in der Wana-Mara-Sprache mit der Mutter, die ihr besorgte Blicke zuwarf, bevor sie Jack antwortete.

»Was hat sie gesagt?« wollte Nola wissen.

»Sie Angst, welche Medizin Missus benutzen.«

»Keine Hexendoktor-Medizin«, gab Nola entschlossen zurück und trat ans Feuer, wo ein Wasserkessel kochte.



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