Ich gehe wie ein Haus in Flammen by Lobo Antunes António

Ich gehe wie ein Haus in Flammen by Lobo Antunes António

Autor:Lobo Antunes, António [Lobo Antunes, António]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Luchterhand HC
veröffentlicht: 2017-03-15T23:00:00+00:00


ERDGESCHOSS LINKS

Würde mein Leben sich ändern, wenn ich wieder mit einer Frau zusammenwohnte? Manchmal würde ich das gern bejahen, nicht weil ich dann jemanden hätte, mit dem ich reden könnte, was ist denn schon dran am Reden, eine Vergangenheit erfinden, die Gegenwart übertreiben, der Fragen überdrüssig werden, nicht an die Antworten glauben, jeden Tag derselbe Mensch vor meiner Nase, die gleichen Gesten, die gleichen Gewohnheiten, das Morgengesicht in Schlaffalten gewickelt, die die ganze Zeit dableiben

– Ich werde so schnell alt

und du wirst wirklich schnell alt, das Haar, die Gesichtszüge, ein Lächeln, das um Verzeihung bittet, aber ich verzeihe nicht, nicht die Zeit war das, du bist es, die Haut, die sich verändert, mein Gott, wie deine Haut sich verändert hat, nimm deine Haut da weg, die Richterin aus dem zweiten links immer stärker geschminkt, und die Haut darunter so gegenwärtig, würde ich sie fragen

– Ist Ihnen Ihre Haut mal aufgefallen?

selbstverständlich ist sie das, ebenso wie ihr die Hand mit dem Kaffeelöffelchen aufgefallen ist, die in der Tasse rührend zittert, warum zittern meine Hände, zittert dieser Arm, ich halte ihn mit dem anderen fest, aber er zittert weiter, mehr Blond in den Haaren, mehr Ketten, mehr Ringe, das Taschentüchlein braucht länger, bis es die Nase trifft, immer magerer werdende Beine, die Taille nicht mehr vorhanden, eine Träne, nicht aus Traurigkeit, ich bin nicht traurig, warum zum Teufel eine Träne, wenn ich sie wegwische, geht die Farbe ab, wische ich sie nicht weg, rinnt sie herunter und schafft auf der Wange eine Ameisenstraße, erreicht sie den Mund, schlucke ich sie herunter, und indem ich sie herunterschlucke, schlucke ich mein Alter herunter, ich frage mich, ob mein Leben sich ändern würde, wenn ich wieder mit einer Frau zusammenwohnte, ich hätte hier gern jemanden, nicht um jemanden zum Reden zu haben, es geht eher darum, ein menschliches Wesen in der Nähe zu spüren, seit Monaten kommt, wenn ich niese, kein mitfühlendes

– Gesundheit

Dinge, die nicht wichtig zu sein scheinen, eine mitfühlende Seele, die mich zum Arzt begleitet, beschreibt, was ich habe, damit ich mich nicht selber hören muss, wenn ich sage, was ich habe

– Er beklagt sich nicht aber ich bemerke das Keuchen ganz genau

der Arzt, Gummischläuche in den Ohren

– Ziehen Sie das Hemd aus

als ich das Hemd ausziehe, ein Fleck, der mir peinlich ist, dafür wirst du später bezahlen

– Ich habe da einen Fleck

der Arzt

– Atmen Sie

ich atme lustlos und die Kälte der Scheibe, die er mir auf den Rücken drückt, ist unangenehm

– Atmen Sie tief ein und dann langsam aus

der Arzt, indem er die Ohren freimacht

– Sie können sich wieder anziehen

und der Fleck ist mir wieder peinlich, der Arzt tut so, als würde er ihn nicht bemerken, und bezieht sich auf die Lunge

– Nun ja

nun ja, was, und er teilt sich nicht mit, schüttelt den Füller, schüttelt er ihn nicht, geht er nicht, schüttelt er ihn, verspritzt er Tinte, er sucht einen anderen Füller, hebt Gegenstände an, bis er einen neuen unter dem Rezeptblock findet, probiert ihn aus, wobei er den Krawattenknoten mit



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