Ich fuehle dich by Irene Cao

Ich fuehle dich by Irene Cao

Autor:Irene Cao [Cao, Irene]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erotik
ISBN: 9783641130817
Google: 0HfcAgAAQBAJ
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2014-07-20T22:00:00+00:00


• 7 •

Als wir von unserem Wochenende in der Toskana zurückkehren, sieht alles noch rosiger aus als vorher: die Liebe, die Arbeit, all die kleinen Dinge des Alltags.

Was ich mit Filippo vorhabe, nimmt jeden Tag deutlicher Gestalt an. Seit ich ihm gesagt habe, dass ich mit ihm nach Venedig zurückkehren will, leben wir in perfekter Harmonie und in vertrauensvoller Erwartung der Zukunft, die zu teilen wir beschlossen haben. Seite an Seite. Einträchtig. Innig.

Auch meine Rückkehr in die Kirche San Luigi dei Francesi gestaltet sich weitaus weniger traumatisch als erwartet. Sei es, dass die drei freien Tage mich entspannt und mir neue Energie gegeben haben, oder sei es, dass der Sommer begonnen hat (eine Jahreszeit, die ich liebe) – jedenfalls fällt mir die Arbeit so leicht wie schon lange nicht mehr, und ich bringe mich mit Leib und Seele in das ein, was ich tue. Ich fühle mich lebendig und konzentriert, was auch Paola bemerkt, die mich dazu beglückwünscht, wie ich die Probleme mit einer heiklen Zone des Freskos gelöst habe, die total verschimmelt gewesen war. Und es ist alles andere als selbstverständlich, dass sie jemandem ihre Wertschätzung zeigt.

Ich habe mir gerade eine Viertelstunde Pause gegönnt und warte auf Martino. Gestern ist er zum ersten Mal wieder aufgetaucht, und ich habe ihm in meiner Wiedersehensfreude spontan vorgeschlagen, heute einen Kaffee auf der Piazza Sant’ Eustachio trinken zu gehen. In Erinnerung an unser erstes Gespräch, das den Grundstein für unsere Freundschaft legte. Ich bin mir nicht sicher, was genau Martino von mir will, habe aber eins begriffen: Ich mag ihn und bedaure es aufrichtig, dass er sich, nachdem er mich vor der Kirche an Leonardos Seite getroffen hatte, zurückgezogen hat. Er ist der einzige Mensch, mit dem ich über Kunst reden kann, ohne mich wie ein Langweiler oder wie in einer Prüfung zu fühlen. Martino ist blitzgescheit und kreativ, wirkt aber nie großspurig. Vielleicht weil er noch so jung ist oder von etwas zurückhaltendem Charakter, tendiert er dazu, sich selber nicht allzu ernst zu nehmen, was die Gespräche mit ihm besonders unterhaltsam macht.

Es ist elf Uhr vormittags und bereits sehr heiß. Rom erstrahlt in seiner ganzen Schönheit, und es liegt ein Hauch von Meer in der Luft, was ich mir gewiss nicht bloß einbilde: In einer Welt wie dieser kann man einfach nichts anderes sein als glücklich.

Und da ist Martino. Er kommt aus einer Ecke der Piazza mit seinem unverkennbar schlenkernden und ein wenig unbeholfenen Gang, in Jeans, weißem T-Shirt und den unverzichtbaren karierten All Stars. In der Hand hält er eine überdimensionale Plastikmappe, wie sie Künstler oder Studenten oft benutzen, um extragroße Blätter darin aufzubewahren. Seine Haartolle, bemerke ich, wird immer länger.

»Wie geht’s?« Ich gebe ihm zur Begrüßung zwei Küsschen auf die Wangen.

»Gut … und dir?«, fragt Martino automatisch und ohne auf eine Antwort von mir zu warten, zurück und schaut mich dabei mit einem fast melancholischen Gesichtsausdruck an. Schließlich lässt er sich auf den Stuhl neben mir plumpsen und lehnt seine Mappe an ein Tischbein. »Momentan habe ich wirklich alle Hände voll zu tun.



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