Huron: Herrscher des Mahlstroms by Mike Brooks

Autor:Mike Brooks
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2023-06-26T08:04:03+00:00

Zwölf

Kyren ist vollkommen anders als alle anderen Welten, auf denen Huron Schwarzherz Krieg geführt hat, und doch ist sie gleich.

Die Oberfläche unter ihren Füßen ist weder Schlamm noch Gras oder gar Fels. Sie ist Glas; Glas, das durch die mehr oder weniger natürlichen Prozesse und Verwitterung an diesem Ort verzerrt und geformt worden ist. Der Boden besteht aus Erhebungen und Vertiefungen, doch die Erhebungen sind zerklüftet und scharf, und die Vertiefungen sind mit Staub gefüllt, der sanft glitzert, wenn das Licht von oben darüberstreicht; denn auch der Staub ist zu Pulver zermahlenes Glas. Die Oberfläche unter Hurons Füßen ist reich an violetten und türkisfarbenen Adern, aber die Grate verlieren ihre Farbe, je weiter sie ansteigen, was darauf hindeutet, dass die Quelle des Pigments irgendwo in der Tiefe verborgen ist. Der Himmel enthält weder Sonne noch Sterne, er besteht vielmehr aus einer sich verändernden, schimmernden Aurora, die Formen bildet, die fast erkennbar sind, sich aber wieder in etwas anderes verwandeln, bevor der Verstand sie wirklich identifizieren kann.

Andere Dinge sind jedoch vertrauter. Der Wind, der sie umweht und Yariels Haarknoten wie ein lebendiges Wesen hin und her schlagen lässt, trägt auch den Donner von Waffen und den Geruch von Blut zu ihnen. Der Berg, der sich vor ihm erhebt, ist anders als alles, was er bisher gesehen hat – der Gipfel ist nicht nur ein wenig wie eine Klaue geformt, es ist, als hätte ein Gott das Glas dieser Welt zu einem gewaltigen Abbild einer Klauenhand geformt, was möglicherweise auch der Wahrheit entspricht –, aber es ist trotzdem nur ein Ziel. Sie sind an den unteren Hängen gelandet und Huron kann Wege sehen, die sich an den Seiten hinaufwinden.

Ihm bleibt keine Zeit mehr, die Lage einzuschätzen, bevor der Feind eintrifft. Er stürmt bereits zwischen den Landungsschiffen und Kapseln heran und stürzt sich auf die absitzenden Truppen.

Ihre Gegner sind im Großen und Ganzen menschlich oder stammten zumindest einst von Menschen ab. Einige sind vor Muskeln angeschwollen, die in ihren Proportionen an Astarteskrieger heranreichen, andere sind groß und unnatürlich dürr, einige sind gedrungen, andere enorm fettleibig, und viele sind von ihrem Körperbau her nicht unauffälliger als Hurons menschliche Untergebene. Ihre körperlichen Merkmale sind ebenso vielfältig: Hörner oder Reißzähne, zu Krallen gewordene Fingernägel und Hände, die sich in krebsartige Zangen verwandelt haben, oder Knochenklingen zum Zustechen oder alles zermalmende Keulen aus vernarbten Knorpeln. Manche haben einen Schwanz, andere haben zwei. Manche haben Fell oder Schuppen oder Haut in einer Farbe, die die menschliche Biologie nicht kennt. Manche haben zusätzliche Arme, ein paar einen zusätzlichen Kopf. Ein mächtiger Klumpen Fleisch hat überhaupt keinen Kopf, sondern Augen und ein grinsendes Maul in seiner nackten Brust. Hier und da sieht Huron eine Schusswaffe – eine Schrotflinte, eine ramponierte Automatikpistole, eine primitive Donnerbüchse oder ein Steinschlossgewehr –, aber in erster Linie begnügen sich die Angreifer mit Nahkampfwaffen, seien es Klingen und Keulen oder die Werkzeuge ihrer eigenen verdrehten Körper.

Natürlich sterben sie, und zwar schnell. Selbst Hurons ärmste Soldaten, die nicht augmentierten Menschen, die das einfache Gesindel seiner Streitmacht bilden, sind besser ausgerüstet als diese Jammergestalten.

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