Horrormüll by Bettina Szrama

Horrormüll by Bettina Szrama

Autor:Bettina Szrama [Szrama, Bettina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kurzgeschichten
Herausgeber: mysteria Verlag
veröffentlicht: 2012-12-31T16:00:00+00:00


Der letzte Reiter

Es war ein ganz normaler Tag im Spätherbst. Doch für Sandra hatte dieser trübe Novembertag etwas ganz Besonderes. Seit vielen Monaten schon versuchte sie, für ihr Manuskript ››Die apokalyptischen Reiter‹‹ einen Verleger zu finden und hatte sich bereits die Finger wund geschrieben, ohne irgendeinen Erfolg.

Mit jedem Brief, mit dem sie sich durch das Gewirr der Großverlage kämpfte, wurde sie zur Bittstellerin. Man belächelte die Schreiberin ohne Namen, die mit ihrem Erstlingswerk die kostbare Zeit der Lektoren unnötig in Anspruch nahm. Hunderte von Absagen hatte sie schon erhalten. Hunderte von Formblättern, in dem man sie höflich um ihr Verständnis bat, dass ihr Manuskript, aus nicht nennbaren Gründen, leider nicht in das Verlagsprogramm passe.

So schwand mit jeder dieser formlosen Absagen auch ihre Hoffnung auf einen Broterwerb und die Angst vor der Zukunft saß ihr wie ein Gespenst im Nacken. Denn die Verlage kümmerte es wenig, dass sie arbeitslos war und mit vierzig bereits zum alten Eisen gehörte.

Was wussten die Verleger schon von dem Leben eines Autors. Wie viel Einsamkeit, wie viel Verzicht und Entbehrungen das Schreiben mit sich brachte.

Deshalb war es nicht verwunderlich, dass ihr vor Freude die Tränen in die Augen traten, als sie plötzlich das Antwortschreiben in der Hand hielt, auf das sie so sehnsüchtig gewartet hatte. Diesmal war es keine Absage, sondern der Lektor schrieb ihr: ››Ich habe ihre interessante Leseprobe erhalten. Bitte schicken Sie mir auch den Rest des Manuskriptes, dass wir gern nach eingehender Prüfung veröffentlichen würden.‹‹

Welches unverhoffte Glück. Niemand hätte den Jubel begreifen können, der Sandra nun erfasste. Ihre Gedanken kreisten nur noch um das Manuskript, das sie noch am gleichen Tag zur Post brachte.

Bereits in den nächsten Tagen kam es zu einer ersten telefonischen Korrespondenz zwischen ihr und dem Verleger. Der Mann, mit dem Namen Wolf Heinrich schürte Hoffnungen in ihr, lobte ihr Manuskript in den höchsten Tönen und bot ihr einen baldmöglichsten Vertrag an.

Dann brach der Kontakt plötzlich ab und so oft sie auch zum Telefonhörer griff – entweder ließ der Lektor sich verleugnen oder es meldete sich niemand unter dieser Nummer. Als auch ihre brieflichen Anfragen unbeantwortet blieben, kam zu der erneuten Hoffnungslosigkeit auch noch die Gewissheit, dass sie einem Schwindler aufgesessen war.

Ein Jahr später, ungefähr um die gleiche Zeit, es war der letzte Monat vor der Jahrtausendwende, bekam sie über einen Buchklub den Bestseller eines noch recht unbekannten Schriftstellers zugeschickt. Ein merkwürdiger Zufall wollte es, dass das Buch den Titel ››Die apokalyptischen Reiter‹‹ trug und sie bereits beim Lesen des ersten Kapitels mit Erstaunen feststellte, wie ähnlich die Handlung ihrem Manuskript war. Abgesehen von einigen kleineren Abweichungen war es aufs Haar genau ihre Geschichte, die da fertig gedruckt vor ihr lag. Das begann ihr, eine große Angst einzujagen.

Denn bald darauf erhielt sie mit der Post einen seltsamen Zeitungssauschnitt, der die Entführung dreier junger Männer beschrieb. Es handelte sich dabei um den zweiundzwanzigjährigen Sohn des Professors für Kernphysik an der Universität Heidelberg, den gleichaltrigen Sohn des Professors für Geophysik sowie den vierundzwanzigjährigen Sohn des Generals der Luftstreitkräfte.

Sie alle waren, wie in dem Buch beschrieben, entführt worden und spurlos verschwunden.



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