Herscher des Nordens 02 - Odins Blutraben by Ulf Schiewe

Herscher des Nordens 02 - Odins Blutraben by Ulf Schiewe

Autor:Ulf Schiewe [Schiewe, Ulf]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kampf um Kiew

Mitten in der Nacht rüttelt mich jemand wach. Es ist Thorkel. Neben ihm steht Enni mit einer brennenden Kerze in der Hand. Sie macht einen sehr angespannten Eindruck. Genau wie mein Freund. Seine Augen leuchten vor Aufregung. »Du rätst nicht, wer gerade angekommen ist.«

»Nun sag schon«, knurre ich und ziehe mir die Stiefel über. Anziehen muss ich mich nicht, denn seit dem letzten Angriff habe ich nur noch in voller Kleidung geschlafen, Waffen griffbereit neben dem Bett.

»Borislaw.«

»Was?« Entgeistert starre ich ihn an. »Borislaw? Bist du sicher?«

Thorkel lacht über meinen Gesichtsausdruck. »Denkst du, ich mache Witze?«

Borislaw! Ist das zu glauben? Er hatte damals meinen Bruder Olaf mit einer großen Truppe von Rus-Kämpfern unterstützt und an unserer Seite in Stikla Stad gekämpft. Seit einigen Jahren ist er Hauptmann der Druschina, der Eliteschutztruppe des Großfürsten. Sie sind die besten Reiterkämpfer des Fürstentums.

»Was, zum Teufel, macht der denn hier?«

»Er hat sich in einem Einbaum herbringen lassen. Heimlich, mit nur wenigen Getreuen. Und er hat uns was zu sagen.«

Wir eilen zum Strand. Im Licht einer Fackel, zwischen anderen Männern, steht doch tatsächlich dieser große, kräftige Kerl, wie wir ihn kennen, mit seinem für gewöhnlich ruhigen, aber selbstsicheren Auftreten, das Respekt verlangt. Eine gebrochene Nase ziert das bärtige Gesicht, und das gelbe Haar ist unter einer Kapuze versteckt, die er in den Nacken schiebt, als er mich erkennt.

Freudig grinsend breitet er die Arme aus. »Harald, du norwegischer Bastard!« Wir umarmen uns. »Ihr habt also ausgehalten. Und wir dachten schon, wir würden nur noch rauchende Trümmer vorfinden.«

»Wir?«

»Unser Heer, Harald. Angeführt vom Großfürsten persönlich.«

»Jarisleif?« Ich lege die Hand auf mein Herzt. »Bei Oðin! Das ist die beste Kunde, die du uns bringen konntest. Wir dachten schon, ihr kommt nicht mehr.«

»Wir haben uns beeilt, so schnell es ging. Unterwegs mussten wir weitere Truppen sammeln. Ein Teil ist per Boot gekommen, der Rest über die Saumpfade.«

»Und wo seid ihr jetzt? Warum die Heimlichkeit?«

»Wir wollten den Feind nicht frühzeitig warnen. Das Heer lagert zehn Meilen nördlich von hier. Auf dieser Seite des Flusses. Jarisleif wollte Späher aussenden, aber ich habe gedacht, ich komme selbst. Bin verdammt froh, dass ihr durchgehalten habt. Jetzt müssen wir alles besprechen und uns abstimmen. Wo ist der Prinz?«

»Der schläft wahrscheinlich.«

»Macht nichts. Lass ihn schlafen, denn wir haben wenig Zeit. Am besten, du erklärst mir, wie die Lage hier ist. Dann machen wir einen Plan.«

Ich führe ihn zu meinem Haus, wo Enni sich bemüht, gastfreundlich zu sein, indem sie unserem Besucher etwas Brot und gekochte Bohnen hinstellt, das wenige, das wir noch vorrätig haben. Doch er will nichts annehmen. Dann rennt sie los, um die anderen Anführer zu holen. Ich erzähle Borislaw unterdessen, wie es uns ergangen ist. Von Aila sage ich nichts. Darüber will ich jetzt nicht reden. Stattdessen berichte ich ihm über den Zustand des Bollwerks und meine Entscheidung, es aufzugeben. Über die Plündereien der Petschenegen und über ihren Aufmarsch. Dazu male ich mit etwas Herdkohle einen Überblick auf den Tisch – Kiew, am Dnjeper gelegen, den schmalen Lybid mit dem Lager der



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