Heros Liebesfahrt by Artur Brausewetter

Heros Liebesfahrt by Artur Brausewetter

Autor:Artur Brausewetter [Brausewetter, Artur]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-15T00:00:00+00:00


6.

So vergingen die Tage auf der „Hero“, jeder brachte eine neue Abwechslung, jeder schloss die Passagiere in heiteren harmlosen Freuden zusammen.

Durch den Molde- und Romsdalfjord war man nach Naes gekommen. Die „Hero“ legte sich neben der Mündung der Rauma in dem Fjord vor Anker, die Passagiere fuhren am frühen Morgen an Land, um die berühmte Wagenfahrt ins Romsdal bis Horgheim zu machen.

Es waren diesmal grössere Stolkjärren gestellt, in denen vier Personen Platz hatten.

Leo hörte, wie sich Frau Wallbaum am Abend vor dem Ausflug mit dem zottelbärtigen Abgeordneten zu gemeinsamer Fahrt verabredete; sofort steckte er sich in möglichst unverfänglicher Weise hinter Herrn Hobrecht. Als dieser aber Frau Wallbaum den jungen Dichter als vierten Wagengenossen vorschlug, bedauerte die Frau Senator unendlich, weil Herr Dr. Kalinsky bereits um diesen Platz gebeten, und weil sie es nicht über das Herz bekommen hätte, dem „liebenswürdigen Menschen“ eine abschlägige Antwort zu geben.

Leo musste ein wenig zufriedenes Gesicht gezeigt haben, als er Ilse von Torn, die in einem mattgelben Kleide heute besonders liebreizend aussah, in einer der ersten Stolkjärren an der Landungsbrücke erblickte und Frithjof-Kalinsky in schneeweissem Anzug, meerblauen Schuhen und dem breitkrempigen Sommerhut sich ihr gegenübersetzte, denn der Schelm in Herrn Hobrechts Augen hatte sich heute versteckt, und nur ein stiller Blick grüsste mitfühlend zu ihm herüber.

Zu dem einen Missgeschick kam ein zweites.

Da ihm jede Aussicht genommen war, diese Fahrt in Ilses Gesellschaft zu machen, so hatte er sich um einen anderen Platz gar nicht bemüht und musste es sich nun gefallen lassen, dass ihn Direktor Wolfgart in einem Wagen unterbrachte, in dem zu dem Pochhammerschen Paar und dem Weingutsbesitzer der vierte Mann noch fehlte.

Es war ein herrlicher Weg. Die Morgensonne strahlte in frischem Glanze. Die Berge traten bis auf die kleinsten Zacken und Spitzen im wolkenlosen Blau hervor. Im fruchtbaren Tale aber grünten die Kirsch- und Apfelbäume, die erst vor kurzem abgeblüht hatten; fleckige Rinderherden, hier viel besser genährt, als man sie sonst in Norwegen trifft, weideten voller Behagen auf den Halden, die Blumen dufteten und der Faulbaum schmückte die Wildnis mit seinen weissen Zauberblüten.

Auf Leo jedoch blieb das reizvolle Bild ohne jede Wirkung. Teilnahmslos für alles, was ihn umgab, lehnte er sich in den Rücksitz seines Wagens, ärgerte sich über jedes Wort, das zwischen den Pochhämmern und ihrem Freunde gewechselt wurde, und begegnete seinen Wagengenossen mit einer so verdriesslichen Unliebenswürdigkeit, dass diese zuletzt gar keine Notiz von ihm nahmen.

In Horgheim verliess man die Stolkjärren und nahm einen Imbiss.

Leos Augen suchten Ilse. Endlich bemerkte er sie am Wegesrande neben Herrn Kalinsky im Gespräch mit einem Händler stehen, der Fuchsfelle mit gewaltigen Wedeln feilbot.

Aber ob Frithjof auch seinen ganzen Heldenzauber spielen liess und die geistreichsten Scherze mit dem Wildhändler machte, Leo sah sofort die unwillig gekräuselten Lippen und die eisige Gleichgültigkeit, die aus Ilses ernsten Zügen sprach. Und das gewährte ihm wenigstens eine kleine Befriedigung.

Zum Frühstück war man an Bord zurückgekehrt.

Die „Hero“ sollte noch bis gegen Abend vor Naes ankern. Die meisten der Passagiere blieben in behaglicher Ruhe an Bord. Nur eine Pinasse fuhr gleich nach dem Essen mit wenigen Gästen an Land.



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