Helenos und Helena: Roman (German Edition) by Karl Plepelits

Helenos und Helena: Roman (German Edition) by Karl Plepelits

Autor:Karl Plepelits [Plepelits, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: CassiopeiaPress
veröffentlicht: 2013-06-03T22:00:00+00:00


Kapitel 27

Während wir uns also schweigend gegenüberlagen - das heißt, ich lag am Boden, und Rhode hockte oder kniete mit finsterem Gesicht vor mir und begann langsam wieder meine Wunden zu versorgen -, da erschrak ich plötzlich so heftig, daß mich meine Schmerzen schlagartig zu überwältigen drohten; und auch Rhode schien nicht wenig erschrocken zu sein, denn sie riß die Augen weit auf und hörte abermals auf, meine Wunden zu stillen. Was war passiert? Die Treppe knarrte schon wieder, und schon wieder hörte man Schritte heraufkommen. Rhode faßte sich als erste; sie flüsterte: „Schnell! Wir müssen uns anziehen!“, sprang auf, warf sich hastig ihr Kleid über und ergriff meine Tunika - aber zu spät. Schon ging die Tür auf, und in ihr erschien Hero, Rhodes Mutter, in ganz ungewohnt kostbarer Aufmachung und mit auffallend fröhlicher Miene und rief mit ebensolcher Stimme herein: „Rhode? Bist du da?“, und mir blieb nichts anderes übrig, als rasch meine Blöße mit den Händen zu bedecken, so gut es eben ging. Doch schon im nächsten Moment schnappte sie vernehmlich nach Luft, ihre eben noch so fröhliche Miene verdüsterte sich schlagartig, und ihre Augen blieben an mir hängen und schienen ihr regelrecht herausfallen zu wollen. Und während ich mich bereits auf die nächste handgreifliche Attacke oder zumindest auf den nächsten Schwall wüster Beschimpfungen gefaßt machte, wandte sie ihren Blick wieder ab, starrte Rhode an und stammelte, sichtlich verwirrt: „Ich wußte ja nicht ... ich war ja fort ... wie kannst du nur ... wie sieht er denn überhaupt aus ... hast du ihn so ...“, und deutete dabei aufgeregt auf mich.

Rhode aber blieb stumm, und so begann Hero nach kurzem Schweigen aufs neue, wobei sie nun schon deutlich gefaßter wirkte: „Na, wer weiß, wofür's gut ist ... ich meine, daß ihr euch so gestritten habt! Denn weißt du, wo ich soeben herkomme?“

Diese Frage war, wie es aussah, an Rhode gerichtet. Die aber schwieg weiterhin hartnäckig, und so gab Hero gleich selbst die Antwort: „Von Aristodemos! Und ich habe ihm mitgeteilt, daß ich eine große Erbschaft gemacht habe und daß wir jetzt reiche Leute sind!“

Und nun wurde ihre Rede mehr und mehr zu einem wahren Triumphgeheul, und meine Anwesenheit schien sie vollkommen vergessen zu haben.

„Na, und was glaubst du, hat der darauf gesagt? Ja, wenn das so ist, hat er gesagt, dann soll dem Glück unserer Kinder nichts mehr im Weg stehen! Nun, was sagst du? Ist das nicht wunderbar?“ Und als Rhode nach wie vor stumm blieb: „Hast du gehört, was ich gesagt habe? Jetzt kannst du Ariston heiraten! Jetzt mußt du dich nicht mehr mit so einem Bettler und Hungerleider abgeben! Ist das nicht wunderbar? Siehst du, so werden Träume wahr! Man muß nur lang genug warten können. Aber was ist? Freust du dich denn gar nicht?“

Und nun brach Rhode ihr lange anhaltendes Schweigen und murmelte: „O doch! Es ist nur ...“ Und damit verstummte sie auch schon wieder.

Ich sah es zwar nicht, denn sie stand schon die ganze Zeit außerhalb meines Blickfeldes, aber ich



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