Helden by Jutta Richter

Helden by Jutta Richter

Autor:Jutta Richter [Richter, Jutta]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783446243088
Herausgeber: Hanser, Carl GmbH + Company
veröffentlicht: 2013-07-28T22:00:00+00:00


AUSSENDIENST

Eigentlich war es gut, dass ein Gewitter aufzog. Gut für den Bahndamm und gut für uns.

»Wapf macht ihr da draupfen?«, hatte Felix gerufen, als der erste Blitz genau über der Garage zuckte. Der Donnerschlag, der folgte, war so laut, dass weder Corinna noch ich antworten konnten. Minka versteckte sich fauchend hinter den Winterreifen, und Lukas Trietsch sprang auf.

»Ich muss nach Hause«, sagte er. »Aber ich komme wieder. Verlasst euch drauf!«

Kaum hatte er das Garagentor aufgestoßen, prasselte der Regen los. Es war so dunkel geworden, dass die Straßenlaternen angingen. Lukas rannte hinaus. Corinna und ich sahen ihm nach, aber schon nach ein paar Metern war er hinter einer Wasserwand verschwunden.

Felix’ Lippe hatte aufgehört zu bluten. Sie war angeschwollen und oben etwas aufgeplatzt, doch die Wunde war klein.

»An der Lippe blutet epf immer gampf doll«, meinte Felix. »Dapf ipf nicht gepfährlich. Kannft ruhig hingucken.«

Aber ich guckte weg, und gleichzeitig bewunderte ich Corinna, weil ihr nie schlecht wurde, wenn sie Blut sah. Corinna wusste genau, was zu tun war, wenn Blut floss, und sie wusste auch genau, was sie einmal werden wollte.

»Ärztin«, hatte sie gesagt, als Frau Trietsch gefragt hatte. »Am besten Unfallärztin!«

»Da musst du dich in der Schule aber anstrengen.« Frau Trietsch hatte den Kopf geschüttelt und meiner Mutter einen Blick zugeworfen. »Ja, ja, das eine ist, was man will, das andere, was man kann. Unser Lukas wird ja später einmal die Fleischerei übernehmen. Ich sage immer, so eine Metzgerlehre ist etwas Grundsolides.«

Der Regen trommelte auf das Teerpappedach der Garage. Wir hatten keine Chance, nach Hause zu laufen.

»Meine Mutter denkt, ich wäre bei dir«, sagte Corinna.

»Und meine denkt, ich wäre bei dir«, grinste ich.

»Und meine schläft.«

Felix versuchte, auch zu grinsen.

»Also«, sagte Corinna. »Hiermit erkläre ich die Sitzung der Meisterdetektive für eröffnet. Mia und ich haben nämlich einen Beschluss gefasst ...«

»Ohne mich könnt ihr gar nichts beschließen!«, sagte Felix.

»Können wir wohl«, sagte ich. »wir haben beschlossen, dass wir dafür sind, Lukas Trietsch aufzunehmen.«

»Nur über meine Leiche! Ihr tickt doch nicht sauber!«

»Im Gegenteil. Wir haben nachgedacht«, sagte Corinna. »Wenn wir Lukas Trietsch nicht aufnehmen, wird er uns die ganze Zeit belauern. Wenn wir ihn nicht aufnehmen, haben wir keine ruhige Minute mehr. Ich schwöre, der kriegt was raus.«

»Und wenn wir ihn aufnehmen, weiß er sowieso bald alles. Lukas Trietsch ist ein Verräter! Ein mieser kleiner Verräter!« Felix war wütend.

»Mensch, Felix, hör doch mal zu. Wir können ihn einsetzen. Wir geben ihm eine Aufgabe, die ihn ablenkt ...«

»... und von uns fernhält«, sagte Corinna. »Er kann doch Benno Brüning überwachen. Posten stehen. Dranbleiben. Verstehst du?«

Felix zögerte. Felix kniff die Augen zusammen und dachte lange nach. Der Regen prasselte auf das Teerpappedach, ein Blitz zuckte, dann donnerte es wieder.

»Außendienst, meint ihr? Wir lassen ihn Außendienst machen?«

»Genau«, sagte ich. »Außendienst.«

»Ja, Außendienst«, sagte Corinna. »Das ist eine super Idee, Felix.«

Es war komisch, aber je öfter wir das Wort Außendienst sagten, desto mehr schien Felix zu glauben, dass das seine eigene Idee war.

Felix Vorhelms Superspitzenidee.

Genial, einfach genial! Lukas Trietsch macht den Außendienst und der Club der Meisterdetektive ist gerettet.

»Am besten ist, dass der Fettklops ein funkelnagelneues Mountainbike mitbringt«, sagte Felix.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.