Heimatjahre: Roman (German Edition) by Felix Huby
Autor:Felix Huby [Huby, Felix]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Klöpfer & Meyer Verlag
veröffentlicht: 2014-08-24T22:00:00+00:00
Als Andreas Lubinger mit seinem Fahrrad wieder in Fleckenhausen eintraf, war es früher Nachmittag. Er begegnete einigen Leuten, aber jedes Mal, wenn jemand in Sicht kam, trat er heftiger in die Pedale, beschleunigte seine Fahrt und verhinderte damit, dass ihn jemand ansprechen konnte.
Kathrin war nicht zu Hause. Andreas schob sein Fahrrad in den Schuppen. Als er wieder herauskam, sah er seinen alten Kriegskameraden Anton Häfner, der die Steintreppe vor seinem Haus herunterstieg und sich anschickte, die StraÃe zu überqueren. Andreas Lubinger blieb stehen und wartete regungslos, bis der Nachbar ihn erreichte.
»Ich hätt schon früher kommen sollen«, sagte Häfner und reichte dem anderen die Hand. »Jetzt hätt ich a bissle Zeit. Ich bin a paar Tag krankgschriebe und derf net ens Gschäft. Grüà dich, Andreas.« Ein kräftiger Händedruck. »Ich muss dir was sagen.« Anton hustete und brauchte ein paar Augenblicke, bis er wieder Luft bekam. »Ich, also wir haben nicht mehr damit gerechnet, dass du wiederkommst.«
»Klar!«, sagte Andreas Lubinger.
»Na ja, ich willâs dir sage, bevor duâs von andere hörst â¦Â« Er bekam einen neuerlichen Hustenanfall.
»Ja, dann red scho!«
»Mit meiner Frau, des war ⦠irgendwie ist das nimmer gegange.«
Andreas nickte. »Ja, das braucht scheints Zeit.«
»Die hab ich mir aber nicht genommen. Und deine Frau ⦠Also die Kathrin, die ⦠du hast ihr halt arg gfehlt, überhaupt, es hat ihr überhaupt ein Mann gefehlt, verstehst?«
Andreas verstand plötzlich. »Du und mei Kathrin?«
»Ja, aber das ist lang vorbei!«
Unvermittelt traf die Faust Lubingers Häfner mitten im Gesicht. Der stürzte zu Boden und blieb auf dem Rücken liegen. Aus seiner Nase sickerte Blut. Andreas Lubinger beugte sich über ihn, streckte ihm die Hand hin und zog ihn wieder hoch. Einen Augenblick standen sie reglos dicht voreinander, bis Andreas den anderen plötzlich mit den Händen an beiden Schultern packte, an sich zog und heftig umarmte. »Des hat sei müsse«, sagte er. »Aber wenn überhaupt einem, dann verzeih ichâs dir!«
»Danke!«, sagte Anton und unterdrückte einen neuerlichen Hustenanfall. »Wenn ich irgendetwas für dich tun kann â¦Â«
Andreas Lubinger löste sich von seinem Kriegskameraden. »Dann sag ichâs dir.«
»Wir könnten heut Abend ein Bier mitnander trinken.«
»Weià nicht, ob ich da bin. Vielleicht später mal.« Andreas Lubinger schritt davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Er ging nicht in sein Haus, sondern über einen schmalen Pfad zwischen zwei Gärten hinauf zum oberen Wiesenweg in der Weinhalde. So umging er nördlich das Dorf und erreichte durch die Rosswiesen das Anwesen des Fuhrunternehmers Gottlieb Schätzle. Aus dem Schuppen hörte man, dass Holz gespalten wurde. Lubinger stieà die Tür auf, die ein knarrendes Geräusch von sich gab. Christian Ebinger hatte gerade die Axt hoch über den Kopf gehoben.
Der Junge lieà die Axt sinken und sah sich um. »Ach, Sie sindâs?«
»Ist der Schätzle da?«
»Glaub schon.«
»Sonst noch jemand?«
»Keine Ahnung!«
Die Tür in seinem Rücken fiel ins Schloss. Christian legte sein Werkzeug weg, ging hinüber, öffnete sie vorsichtig, damit kein Geräusch entstand, und streckte den Kopf hinaus. Er sah, wie Lubinger ums Haus herumging.
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