Hawkings neues Universum by Vaas Rüdiger

Hawkings neues Universum by Vaas Rüdiger

Autor:Vaas, Rüdiger [Vaas, Rüdiger]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
ISBN: 9783440113783
Herausgeber: Franckh/Kosmos Verlag
veröffentlicht: 2008-10-08T00:00:00+00:00


Universen im Labor

Das Szenario der Kosmischen Inflation eröffnet Möglichkeiten, die bislang nur der Phantasie von Science-Fiction-Autoren vorbehalten waren: Die hohe Kunst der Erschaffung von Universen, wie Andrei Linde es provokant im Titel eines im Fachjournal Nuclear Physics veröffentlichten Artikels formuliert hat. Die Grundidee stammt von Alan Guth und Edward Farhi vom Massachusetts Institute of Technology. Sie haben vorgeschlagen, 10 bis 100 Kilogramm Masse aus Partikeln mit Ruheenergien von 1015 Gigaelektronenvolt im Labor so weit zu verdichten, dass ein Schwarzes Miniloch entsteht. Dessen Inneres könnte dann exponentiell zu expandieren beginnen. Es würde sich ein Tochter-Universum mit eigener Raumzeit bilden, das sich von unserem rasch abnabelte.

„Das bringt keine spektakulären Änderungen mit sich, es entsteht kein großes Loch im Boden“, beschwichtigt Linde etwaige Befürchtungen – obwohl niemand sicher sein kann, ob dabei nicht das Vakuum im Erzeuger-Universum instabil wird, was eine Woge der Vernichtung auslösen würde. Linde hat im Rahmen seines Modells der Chaotischen Inflation das „Rezept“ der Welterschaffung noch verfeinert. Ihm genügen bereits wenige Hundertstel Milligramm als Ausgangsmaterie.

Auf die Frage, ob das nicht reine Science-Fiction sei, entgegnete Linde in einem Interview: „Das ist eine sehr ernsthafte Angelegenheit. Wenn man ein Universum erschaffen kann, könnte man vielleicht aus dem eigenen entkommen. Aber ich glaube nicht, dass das möglich ist. Doch man kann das Universum als Modell betrachten, um über noch wichtigere Dinge nachzudenken. Wenn es für das Universum möglich wäre, eine Urknall-Singularität zu überleben und in einem Zustand wieder aufzutauchen, ohne dass wir die Details seiner früheren Existenz rekonstruieren können, ist das vielleicht auch für unsere Seelen möglich, obwohl wir uns nicht an ihr früheres Leben erinnern können. Ich liebe die Idee, durch eine Singularität zu gehen, es ist einer der tiefsten Gedanken. Man muss aber vorsichtig damit umgehen, sonst zerstört man die Idee leicht. Ich rede nicht oft darüber. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Bewusstsein unabhängig von Materie existiert.“ Das sind freilich Wünsche, die mit Physik nicht mehr viel zu tun haben.

Einen praktischen Nutzen verspricht sich Linde von der Prozedur der Welterschaffung nicht. „Man kann keine Energie von dem neuen Universum in unseres pumpen. Man kann nicht in das neue Universum hüpfen, denn im Moment seiner Erzeugung ist es winzig klein und extrem dicht und anschließend schnürt es sich von unserem ab. Man kann noch nicht einmal Botschaften in das Universum senden. Würde man versuchen, gleichsam etwas in die Oberfläche des Universums einzugravieren, würden seine Bewohner in den kommenden Milliarden und Abermilliarden in einer Ecke eines Buchstabens leben.“ Das ist eine unvermeidbare Folge der Inflation: „Alle lokalen Eigenschaften eines Universums nach der Inflation hängen nicht von den Anfangsbedingungen im Moment seiner Entstehung ab.“ Damit würde auch jede eingravierte Botschaft unleserlich.

Simulation der Inflation: Im Computer wurde die Entwicklung der „Potenziallandschaft“ des Inflatons berechnet – des mutmaßlichen Skalarfelds, das die exponentielle Expansion des frühen Universums angetrieben hat. Die neu entstandenen Blasenuniversen sind als „Täler“ dargestellt, die viel größeren, weiter inflationierenden Regionen als „Berge“.



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