Unknown Title by Unknown Author

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Autor:Unknown Author
Die sprache: eng
Format: epub


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Die Abwesenheit einer tieferen Religiosität in den Vereinigten Staaten Wird von vielen, vor allem Geschäftsleuten, nicht sehr tragisch genommen. Man ist zufrieden, wenn die Kirchen besucht werden, und die Bischöfe den allgemeinen politischen Richtlinien folgen. Aber es ist wahrscheinlich, daß sich dieser Mangel in absehbarer Zeit in katastrophaler Weise auswirken wird. Die Rassenfrage erhält eine immer größere Bedeutung, und sie wird, ohne gewisse religiöse Voraussetzungen, unlösbar bleiben.

Man pflegt diese Frage meistens in seltsamer Weise anzufassen. Man veröffentlicht entweder Gesetze oder predigt: Liebet euren Nächsten. Aber durch Gesetze kann man nur manches verhindern, nichts jedoch erzeugen, vor allem keine Nächstenliebe, und durch Predigen kann man das erst recht nicht. Das Gebot: Liebet euren Nächsten, darf man mit der Frage beantworten: wie man das macht, wenn man ihn nicht liebt. Das Problem ist weder auf dem Weg über die Legislaturen noch die Moral zu lösen. Es gelingt nur auf dem Umweg über die Religion. Alle großen Religionen - Buddhismus, Christentum, Islam - haben der natürlichen Ordnung eine geistige, den Glauben, übergeordnet und erklärt, daß nur der Glaube für die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft entscheidend sei. Folglich gibt es keine Rassenprobleme in buddhistischen und islamischen Ländern, während es in den christlichen diese Probleme nicht dort gibt, wo sich das Christentum in seiner ursprünglichen Form also seiner katholischen, erhalten hat. In ganz Lateinamerika gibt es keine Rassenfrage. Aber sie ist bekanntlich in aufdringlicher Weise in den Vereinigten Staaten vorhanden.

Der Abgrund zwischen den Rassen kann kaum tiefer sein. Bis zum Jahre 1964 durften Neger in den südlichen Staaten nicht die gleichen Theater oder Kinos wie die Weißen besuchen, auch nicht die gleichen Hotels oder Restaurants und mußten selbst bei einer Fahrt mit dem Autobus in einem für sie reservierten Abteil Platz nehmen. Die Segregation war total. Auch bestanden gewisse Restriktionen im ganzen Lande. Kein größeres Hotel in irgendeinem Bundesstaat war bereit, Neger aufzunehmen. In New York wurden selbst die Delegierten afrikanischer Regierungen, die ihr Land bei der UNO vertraten, abgewiesen, so daß das State Department gezwungen war, ein Abkommen mit einem Hotel in der Nähe des Negerviertels Harlem zu treffen, um die peinliche Situation aus der Welt zu schaffen.

Man hat in den letzten Jahren, vor allem unter der Präsidentschaft Kennedys, vieles zu ändern versucht und tatsächlich auch dies und jenes erreicht. Aber die Opposition gegenüber einer solchen Politik ist vehement, und es ist unwahrscheinlich, daß durch die getroffenen Maßnahmen der Abgrund zwischen den Rassen geschlossen werden könnte. Auch handelt es sich bei der Rassenfrage in den Vereinigten Staaten nicht nur um zwanzig Millionen Neger. Es handelt sich auch um die naturalisierten oder auf amerikanischem Territorium geborenen Mexikaner und Puertorikaner, Japaner und Chinesen und vor allem um die ursprünglichen Eigentümer des gesamten amerikanischen Grund und Bodens: die Indianer. Sie werden, mit kleinen Einschränkungen, nicht viel besser als die Neger behandelt. Man liebt es, Indianer nach Europa zu schicken, die sich dann für die Presse in voller Kriegsausrüstung mit Federn und Tomahawk vor dem Eiffelturm fotografieren lassen, als ob sie in dieser Verkleidung auch in den Straßen



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