Happy Birthday, Leonard Peacock by Matthew Quick

Happy Birthday, Leonard Peacock by Matthew Quick

Autor:Matthew Quick [Quick, Matthew]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-29T04:00:00+00:00


Zweiundzwanzig

Ab und zu habe ich Lauren noch am Bahnhof stehen sehen, doch hat sie stets so getan, als würde sie mich nicht kennen, und ich habe so getan, als würde ich sie nicht kennen.

So ging das ungefähr ein Jahr lang.

Bis sich unsere Wege eines Tages in der Innenstadt kreuzten, als sie gerade von einem Penner verfolgt wurde, der ihr nachrief: »Glaubst du etwa, du könntest mit einem Sandwich die Welt retten? So läuft das nicht, Mädchen! Du meinst wohl, wenn du mir zwei lappige Brotscheiben in die Hand drückst, mit einer Scheibe Käse drin, einem winzigen Stück Fleischwurst und billigem Senf, dann vergesse ich sofort, dass ich zehn Jahre lang in einem Pappkarton wohnen musste. Willst du mich verarschen? Gott liebt mich also, weil du mir ein jämmerliches Sandwich gibst? Ich bin obdachlos – nicht meschugge!«

Der Typ hatte einen wilden Blick und eine graue Löwenmähne, was ihn wie eine erstarrte Sonne oder so was aussehen ließ.

»Ich wollte Sie nicht belästigen«, entgegnete Lauren kleinlaut.

»Wenn du das nächste Mal in deinem warmen Haus betest, dann sag deinem Gott, er kann mich mal!«, giftete der Penner. »Ich wette, ihr habt mehrere Toiletten und einen Kühlschrank voller Lebensmittel, von denen ihr einem armen Schlucker wie mir nichts abgebt, weil das zu viel Mühe macht oder weil das kein Essen für einen Penner ist. Euer Hund kriegt bestimmt was Besseres als ich.«

»Tut mir leid«, sagte Lauren. »Entschuldigung.«

Dass ein Obdachloser Lauren die Leviten las, war ein bisschen lustig, außerdem war ich total auf seiner Seite, doch Lauren schien so geschockt zu sein, dass ich mich genötigt sah einzuschreiten. Also ging ich zu dem Penner und sagte: »Die Atheistische Gesellschaft der Vereinigten Staaten hat mich zu Ihnen geschickt. Wir glauben nicht an Gott, sondern an den Zufall, und möchten Ihnen dazu gratulieren, eine hochnäsige Christin in die Schranken gewiesen zu haben. Als Belohnung erhalten Sie zwanzig Dollar, die Sie dazu benutzen können, sich ein besseres Sandwich zu kaufen oder was auch immer. Es sind keine Bedingungen daran geknüpft.«

Der löwenmähnige Penner glotzte mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Dann schnappte er sich den Schein aus meiner Hand und stapfte davon.

»Der kauft sich ja doch nur Alkohol oder Drogen«, sagte Lauren, was mich traurig machte, weil sie diesen Mann gar nicht kannte, geschweige denn wusste, ob er ein Suchtproblem hatte oder nicht.

»Ich glaube, wir sind uns noch nie begegnet. Ich heiße Leonard Peacock«, sagte ich selbstbewusst, meinen Bogie-Charme ausspielend, und streckte ihr die Hand entgegen.

»Ich erinnere mich an dich«, entgegnete Lauren und ignorierte meine ausgestreckte Hand in bester Eisklotz-Bacall-Manier. Sie sah immer noch ziemlich mitgenommen aus, also nahm ich’s nicht persönlich. »Warum ist er nur so zornig auf mich?«

Ich wollte ihr die Aufzählung all der Gründe ersparen, warum sie die Zurechtweisung durch den Obdachlosen verdient hatte – vor allem, weil dies meiner Sache nicht dienlich gewesen wäre –, also wechselte ich rasch das Thema. »Gern geschehen.«

»Bitte?«

»Dass ich dir den Penner vom Hals geschafft habe.«

»Oh«, sagte sie. »Ich hab mir keine Sorgen gemacht. Gott hätte mich beschützt.«

»Vielleicht hat Gott mich ja geschickt, um dich zu beschützen.



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