Hand aufs Herz by McCarten Anthony
Autor:McCarten, Anthony [McCarten, Anthony]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Neue Literatur
ISBN: 978-3-257-60379-8
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2015-01-06T05:00:00+00:00
[187] 4
Der Burgerladen hatte gerade erst aufgemacht, man hatte die Schilder soeben auf die Straße gestellt, da wurde die Tür auf eine Weise aufgerissen, an die sich das Personal dort allmählich gewöhnte.
Wie schon an den drei Tagen zuvor kam der junge Mann im Laufschritt, schwer atmend, grüßte die dreiköpfige Belegschaft, erklärte, er komme die Sachen holen, die er eben telefonisch bestellt habe, und stürmte zur Toilette.
Weniger gewohnt war man allerdings, dass ein zweiter Besucher auf dieselbe Weise hereingepoltert kam, nur wenige Augenblicke darauf. »Ich, äh… geben Sie mir, was Sie haben… einen Whopper, egal, mit, ähm… mit… irgendwas. Whopper-Menü. Zweimal. Mit Kaffee. Jetzt machen Sie schon. Machen Sie! Machen Sie!«
Nach nicht einmal einer Minute war Matt von der Toilette zurück, wischte sich noch die Hände an den Hosenbeinen ab, ärgerte sich, dass seine Bestellung immer noch nicht fertig war, da tippte ihm jemand auf die Schulter, und er war schockiert, als er sich umdrehte und Tom Shrift erblickte.
Tom stand da mit tomatenrotem Gesicht, keuchte triumphierend, sein Gesicht so glänzend vom Schweiß, dass Matt ihn beinahe nicht wiedererkannt hätte. »Himmel! Sie sind das. Wie haben Sie…?«
[188] »Das?«, keuchte Tom. »Ist doch nicht schwer.«
»Sie? Sie haben das geschafft?«
»Ging ganz gut. Nicht so schwer wie man –« (Japsen.) »Noch zwei Minuten… Reserve. Also. Scheiß drauf. Wettrennen zurück?«
»Sie machen Witze.«
Tom wedelte mit einer 10-Pfund-Note und schnauzte den Verkäufer an. »Wo bleiben Sie denn? Tempo, Mann, Tempo!«
Und schon ging es die Straße hinunter, Seite an Seite. Und wenn dieser Galopp Matts Höchstgeschwindigkeit war, dann konnte Tom mithalten, fürs Erste jedenfalls.
Eigentlich hatte Tom gar keinen Hamburger gewollt, auch nicht die Fritten und den Kaffee, die er jetzt tragen musste, aber es wurde allmählich Zeit, dass die Heldenverehrung, mit der die anderen jeden Sprint von Matt quittierten, ins rechte Licht gerückt wurde. Alle, und ganz besonders Jess, taten, als sei dieser Knabe ein lebendes Wunder, und Tom war die ganze Zeit klar gewesen, dass jeder halbwegs trainierte Mensch (und das war er, und Tayshawn war es eben nicht gewesen) so etwas schaffen konnte. Und so war er das beträchtliche Risiko eingegangen und hatte es versucht.
Und es gab noch einen weiteren Grund. Einen, den er weniger leicht eingestehen konnte. Jess hatte an seinem Charakter gezweifelt. War er ein gewöhnlicher Mensch? Wie konnte sie so etwas sagen! Er hatte Rückschläge einstecken müssen, das war nicht zu leugnen, aber er würde wieder auf die Beine kommen. Und das sah sie nicht. Kaum einer – vielleicht niemand außer ihm selbst – wusste, wie gut er darin war, wieder auf die Beine zu kommen. Und so war er an [189] diesem Morgen, als die Trillerpfeife im ersten Tageslicht erklang und Matt unter großem Trara davongeprescht war und während alle noch ehrfurchtsvoll ihre Loblieder auf die Heldentaten dieses jungen Mannes sangen, still und ohne alles Aufheben auf die Straße getreten und hatte sich auf den Weg gemacht.
Dan hatte es gesehen. Hatte gerufen: »He, was machen Sie da? Machen Sie keinen Unsinn!«
Aber Tom wusste, was er tat. Er würde es diesem Zuchthengst zeigen –
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