Habitat by Peter Cawdron

Habitat by Peter Cawdron

Autor:Peter Cawdron [Cawdron, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
ISBN: 9783641230234
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2019-01-31T23:00:00+00:00


9

Jianyu

»Hey«, sagt eine vertraute Stimme, und jemand streicht mir behutsam das Haar aus dem Gesicht. Ich versuche mich zu bewegen, und Jianyu sagt: »Immer mit der Ruhe.«

Ich liege im Aufwachraum der Krankenstation im untersten Geschoss der Nabe.

»Du hast uns da draußen einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«

»W… Wasser«, stoße ich unter einer Sauerstoffmaske hervor.

»Hier«, sagt er, schiebt vorsichtig die Maske zur Seite und reicht mir eine Plastikflasche mit einem langen, gekrümmten Strohhalm im Deckel. Ich drücke die Flasche, aber meine Hand ist so schwach, dass nichts herauskommt. Dann sauge ich am Strohhalm, und Jianyu öffnet ein Ventil oben an der Flasche, damit das Wasser besser fließt.

»Entspann dich«, sagt er.

Ich trage ein papierdünnes Krankenhemd, doch darunter bin ich nackt. Ich fühle mich entblößt. Jianyu scheint zu spüren, dass es mir unangenehm ist, und legt eine Decke über mich, drapiert den oberen Rand um meinen Brustkorb.

»Danke.«

Er nickt mit seiner üblichen dezenten Bescheidenheit.

»Wie schlimm ist es?«, frage ich.

»Du bist bald wieder auf dem Damm. Angeschlagen, aber es wird schon. Du hast starke Prellungen am Rücken und an den Beinen, mehrere Schnitte und Abschürfungen an den Armen, aber du bist noch in einem Stück. Ich glaube, vielleicht hat es dir sogar ein wenig Verstand in den Kopf getrieben.«

Er lächelt.

»Dein Anzug hat die Integrität verloren. Als James dich erreichte, konnte er nur noch einen Teildruck aufrechterhalten.«

»Die Risse in meinem Helm«, sage ich.

»Dadurch ist Sauerstoff entwichen.«

Ich weiß, dass ich fast gestorben wäre, aber mir war nicht klar, wie knapp es war.

»Als der Druck sank, haben deine Lungen den Gasaustausch umgekehrt und Sauerstoff aus deinem Blutkreislauf gezogen, wodurch die Flimmerhärchen geschädigt wurden. Das wird mit der Zeit verheilen, aber es könnte sein, dass du leicht außer Atem kommst.«

Er drückt meine Hand.

»Ich … ich fühle mich … «

»High?«, fragt er. »Das solltest du auch. Ich habe dir einen Drogencocktail verpasst, der in Schanghai einen Straßenwert von zehntausend Yuan hätte.«

»Super«, sage ich, doch es ist weniger ein Kommentar zu seinem Drogencocktail, sondern eher eine Vervollständigung meines Satzes. Ich vertraue Jianyu. In diesem Moment würde ich jedem vertrauen. Möchtest du irgendwas? Nimm es dir. Mir egal. Ich liebe diese Drogen!

Meine Arme sind fest bandagiert, und ich habe einen Kompressionsverband um den Kopf. Vorsichtig berühre ich meine Stirn und ertaste eine ausgeprägte Beule.

»Du hast eine Gehirnerschütterung – leichte Prellungen rund um das Gehirn. Ich werde dich hier unter Beobachtung halten.«

»Du kannst mich gern beobachten«, sage ich schleppend, als wäre ich betrunken. »Es stört mich nicht.«

Ich weiß wirklich nicht, was ich sage oder worin ich einwillige, aber ich fühle mich glücklich.

Ich lebe.

»Du solltest dich ausruhen.«

»Du ebenfalls«, erwidere ich, als ich seine blutunterlaufenen Augen bemerke. Meine Blase fühlt sich an, als könnte sie jeden Moment platzen. »Ich müsste … «

Ich versuche aufzustehen, aber ein Riemen hindert mich daran, vom schmalen Bett zu rollen. Ich ziehe den Klettverschluss auf und bin frei.

»Nicht zu schnell«, sagt Jianyu und nimmt meinen Arm, um mich zu stützen. Er entfernt die Sauerstoffmaske, unterbricht die Gaszufuhr und legt die Maske zur Seite.

»Ich muss nur mal kurz ins Bad.«

»Ich kann dir



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