Gideon Defoe by Piraten!

Gideon Defoe by Piraten!

Autor:Piraten!
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-03-22T23:00:00+00:00


NEUN

Auftritt des Piratenkönigs!

Es war erst zwölf Uhr mittags, aber der Pirat mit Schal und der Pirat mit dem Akkordeon schwitzten bereits wie verrückt in ihrer Verkleidung. Wenigstens hörte man unter den Lagen von Laborkitteln und Frauenkleidern kaum mehr das Klappern ihrer Piratenschnallen. Sie wussten nicht recht, nach was sie im Zirkus eigentlich genau Ausschau halten sollten. Der Piratenkapitän hatte ihnen lediglich gesagt, sie sollten ein Auge offen halten, ob ihnen etwas verdächtig erschien. Beim Durchblättern des Zirkusprogramms fand der Pirat mit Schal so ziemlich alles suspekt: ein Mann ohne Gesicht, eine Lady mit einer Aluminiumfolien-Phobie, ein außer Kontrolle geratener Teenager… er wusste gar nicht, wo sie anfangen sollten. Die Menschenschlange am Einlass erstreckte sich durch das ganze Einkaufszentrum.

»Was für eine entzückende Augenklappe. Tragen Sie die nur zur Schau?«

Der Pirat mit Schal brauchte ein paar Sekunden, bevor im klar wurde, dass die Frage an ihn gerichtet war, und zwar von einer jungen Lady direkt vor ihm in der Schlange. Als er aufblickte, war er von ihrer Schönheit zunächst so überwältigt, dass er beinahe vergaß, in einer hohen Frauenstimme statt seiner normalen Piratenstimme zu antworten.

»Es ist… das ist… ich habe eine Hornhautverkrümmung«, stotterte er. »Mein Augenarzt sagt, ich solle die Augenklappe tragen, bis sie wieder weg ist.«

»Sie Ärmste!«, sagte das Mädchen mit besorgter Miene. »Möchten Sie vielleicht ein Sandwich? Mit Serrano-Schinken.«

Der Pirat mit Schal nahm das Angebot dankbar an und fand, es sei angebracht, sich vorzustellen. »Danke sehr. Ich bin… Francine. Und dies ist, ähm, Daphne«, sagte er.

»Und ich heiße Jennifer. Das ist aber ein sehr schönes Akkordeon, das Sie da haben, Daphne«, sagte sie.

Der Pirat mit dem Akkordeon knurrte nur leise, denn seine Frauenstimme war nicht sonderlich überzeugend.

»Für eine Dame sind Sie ganz schön muskulös«, sagte Jennifer und drehte sich dabei wieder dem Piraten mit dem Schal zu.

»Danke«, sagte der Pirat, wobei er unbewusst seine Rückenmuskeln spielen ließ und die Augenbrauen anspannte, in der Hoffnung, das ließe ihn weltmännisch aussehen.

»Sind Sie auch wegen der Meerjungfrau hier?«, fragte Jennifer. »Nach allem, was ich gehört habe, soll sie ja eher eine Enttäuschung sein. Man hat wohl bloß die obere Hälfte eines Affen mit dem Hinterteil eines Fisches zusammengenäht.«

»Ähm, nein, eigentlich sind wir nicht so sehr wegen ihr hier.«

»Etwa wegen des Albinos?«

»Auch nicht direkt, einer unserer Freunde ist selbst ein Albino«, sagte der Pirat mit beschwingter Stimme.

»Oh! Stimmt es, dass man sich in einen Albino verwandelt, wenn man einem tief in die Augen schaut? Und dass sie nur weiße Sachen essen können, wie Vanilleeis und weiße Schokolade.«

»Das glaube ich nicht, aber ganz sicher bin ich mir auch nicht.«

Jennifer schien völlig in ihren Gedanken über Albinos versunken. Wenn der Pirat mit Schal über eine etwas poetischere Ader verfügt hätte, wären ihm ihre Augen wie Smaragde erschienen, die in einer Schatztruhe vor sich hin glitzerten. Da dem aber nicht so war, dachte er bloß, dass ihre Augen ganz schön grün waren. Sie erinnerten ihn irgendwie an Seetang.

»Und wie steht’s mit Ihnen? Warum sind Sie hier?«, fragte der Pirat rasch, um die Unterhaltung in Gang zu halten. »Wegen des Elefantenmenschen?«

»Nicht wirklich.



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