Gefangen in Deutschland by Katja Schneidt

Gefangen in Deutschland by Katja Schneidt

Autor:Katja Schneidt
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783862481361
Herausgeber: mvg Verlag
veröffentlicht: 2011-08-02T09:28:32+00:00


17. KAPITEL

Doppelter Heiratsantrag

Nur langsam erholte ich mich von meinen Verletzungen. Natürlich hatte Mahmud mir verboten, zum Arzt zu gehen. Wahrscheinlich ahnte er, dass dieser mir meine zahlreichen Treppenstürze und Haushaltsunfälle nicht mehr glauben und die Polizei informieren würde. Also kümmerten sich Petra und Aysegül um mich. Abwechselnd räumten sie die Wohnung auf, kochten Essen und besorgten die Einkäufe. Mahmud hingegen redete nur das Nötigste mit mir und ließ keine Gelegenheit aus, mich darauf hinzuweisen, dass ich an meinem Elend selbst schuld sei. Wie gern hätte ich ihm geantwortet, dass ich ihn für einen Psychopathen hielt, aber ich hatte viel zu viel Angst, mich erneut in Gefahr zu bringen.

Als ich ungefähr eine Woche nach der Unheil bringenden Begegnung mit unserem neuen Nachbarn die Wohnung für ein paar Besorgungen verlassen wollte, wäre ich fast über einen herrlichen Blumenstrauß gestolpert, der vor unserer Tür lag. Von Neugier erfüllt, kehrte ich mit dem Strauß in die Wohnung zurück, um ihn auf eine Karte hin zu untersuchen, die Aufschluss über den Absender geben könnte. Wie sich herausstellte, war der Blumenstrauß von Kerim. Er wolle sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die ich seinetwegen gehabt hätte, schrieb er.

Mir stockte der Atem. Wie konnte dieser Mann mir das antun! Ich kannte Kerim kaum und lief nun schon zum zweiten Mal Gefahr, seinetwegen in riesige Schwierigkeiten zu geraten. Hätte Mahmud die Blumen nebst zugehöriger Karte in die Hände bekommen, wäre die letzte Auseinandersetzung noch ein harmloser Spaziergang gewesen gegen das, was mich dann erwartet hätte.

Schnell nahm ich die Karte, legte sie ins Spülbecken und zündete sie mit einem Feuerzeug an. Anschließend stopfte ich die Blumen in den Müllcontainer im Hof. Da die Tonnen von allen Mietern benutzt wurden, konnte Mahmud auf keinen Fall nachvollziehen, wem der Strauß gehört hatte.

Als Petra am Nachmittag vorbeikam, um nach mir zu sehen, und ich ihr von Kerims Strauß berichtete, war sie genauso empört wie ich.

»Aber …« Fragend blickte sie mich an. »Woher weiß Kerim überhaupt, was passiert ist?«

Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht.

Petra versprach mir, später bei Hülya und Erika vorbeizugehen und mit den beiden zu reden. Sie sollten Kerim begreiflich machen, dass er jeden Kontaktversuch zu mir absolut zu unterlassen hätte. Er musste unbedingt wissen, dass er mich damit in ernstliche Gefahr brachte.

Als Mahmud abends nach Hause kam, eröffnete er mir, dass sein Vater und zwei seiner Onkel ihren Besuch für denselben Abend angekündigt hätten. Hatte Aysegül ihre Ankündigung wahr gemacht und mit ihrem Vater gesprochen?

Mahmud wollte wissen, ob ich mich bei seiner Familie über ihn beschwert hätte. Sein Vater hatte uns noch nie besucht, und so konnte er sich das plötzliche Interesse der Familienältesten nicht erklären.

»Nein«, antworte ich wahrheitsgemäß.

Ich klärte Mahmud allerdings auch nicht darüber auf, dass ich ahnte, wer mit seinem Vater gesprochen haben könnte. Stattdessen begann ich Vorbereitungen für den Besuch zu treffen. Ich richtete frisches Obst in einer Schale an und setzte Wasser für eine neue Kanne Tee auf. Auf ein Tablett stellte ich Teegläser sowie ausreichend Zucker und eine frische Zitrone. Mahmud beobachtete mich mit Argusaugen, verkniff sich aber jeglichen Kommentar.



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