Gedichte by Dusch Johann Jakob

Gedichte by Dusch Johann Jakob

Autor:Dusch, Johann Jakob
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


Fünftes Buch

So seufzt ich unbedachtsam mein Unglück über mich,

Und sagte Lästerungen, und Cypris rächte sich.

Ich ging in ihren Hain: hier wirst du von Cytheren,

Wenn dich die Göttinn liebt, dein künftig Schicksal hören:

Ach unglückseelger Flüchtling, zur Qual mach dich gefaßt!

Du wirst dein Schicksal hören, wenn dich die Göttinn haßt. –

Was willst du wissen? gnug, Themir ist dir entrissen,

Ist falsch, hat sich entehrt, – Aedon, was willst du wissen? –

Und kehrt auch mit der Reue die erste Zärtlichkeit

In ihre Brust zurücke – verlangst du sie entweiht? –

Nein, nein, dann ist die Reih an ihr umsonst zu schmachten,

Zu leiden, was ich litt; an dir – sie zu verachten!

Was soll denn ein Orakel? ach! den elenden Rest

Der Hoffnung dir zu rauben, den noch ein Zweifel läßt?

Es sey! und würde mir der kleine Rest entrissen,

Und hört ich meinen Tod, so ists doch Trost, zu wissen.

Den Zweifel will ich los seyn, der über Meer und Land

Mich rastlos fortgegeißelt – will mit entschloßner Hand

Den tiefgepflanzten Pfeil, mein Unglück, mein Verderben,

Aus meinem Busen ziehn, und ruhen oder sterben.

So dacht ich, und gieng weiter; mein Haar empörte sich,

Die Nacht des Cederwaldes goß einen Schaur auf mich;

Den kalten wilden Schaur, der durch den Frevler fähret,

Wenn sein verwegner Fuß ein Heiligthum entehret.

Und dennoch gieng ich tiefer, drang durch die Schrecken ein;

Doch stumm war das Orakel, und todt der Cedernhain.

Ich kehrte wieder um, und wollte von Cytheren

Im Tempel, am Altar mein letztes Schicksal hören,

Ich gieng bis in den Vorhof, und fand bereits die Schaar,

Die, Cypris zu erwarten, hieher geflossen war.

Ich sah der Jugend Kern, der Insel junge Schönen,

Die mütterliche Huld noch unachtsamen Söhnen,

Wie Pflanzen für die Nachwelt, in ihrem Arm erzieht,

Bis diese sich empfinden, und jene aufgeblüht,

Mit Rosen um die Stirn, in unschuldvollen Reihen,

Gleich jungen Grazien, aus Körben Blumen streuen.

Hier giengen zwanzig Bräute, die durch der Mutter Hand

Der Weichlichkeit entzogen, das rohe Paphos sand.

Sie flohen ihrer Stadt entheiligte Altäre,

Und brachten itzt ihr Herz mit Opfern nach Cythere,

Schön, wie die Halbgöttinnen; auf ihrem Angesicht

Fand ich die frechen Züge der weichen Sehnsucht nicht,

Nicht dieses wilde Feur, worinn die Wollust lodert,

Die stille Mattigkeit, den Blick, der selber fodert.

Sittsame, holde Züge, die schöne Blödigkeit,

Ihr Anstand, ihre Stellung, ihr ungekünstelt Kleid,

Ihr leicht geschürztes Haar, die Furchtsamkeit, die Jugend,

Der Augen sanfters Feur versprach ein Herz voll Tugend.

Auch das versöhnte Lemnos sand seine beste Schaar

Von Töchtern, und von Söhnen mit Opfern zum Altar,

Das siebente Geschlecht von tugendhaften Saamen,

Von Helden, die hieher von Colchis Ufern kamen.

Es hatten Lemnos Weiber, von Rachbegier entbrannt,

Längst dem Altar der Cypris kein Opfer mehr gesandt;

Vielleicht durch diesen Trotz, des Kriegesgotts Verbrechen,

Den Schimpf des Mulciber an Venus selbst zu rächen.

Zwar strafte sie die Göttinn für den erlittnen Hohn:

Sie wurden unerträglich, und ihre Männer flohn;

Sie sahn den kalten Mann sein Ehebett verlassen,

Und mit verliebtern Arm die Thracerinn umfassen.

Doch diese Rach erweckte, und reizte nur zur Wuth;

Sie rasten, und vergossen der Männer falsches Blut;

Nur noch Hypsipile entflohe den Gestaden,

Und wollte nicht die Hand im Blut des Vaters baden,

Doch endlich traf der Argos, von Cypris hergesandt,

Ans männerlose Ufer, und rettete das Land:

Verliebt empfingen sie die kühnen Argonauten,

Die bald in ihrem Arm die bessre Nachwelt bauten.



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