Ganz nebenbei: Autobiographie by Woody Allen

Ganz nebenbei: Autobiographie by Woody Allen

Autor:Woody Allen [Allen, Woody]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Autobiografie, autobiografisches Material, Woody Allen
ISBN: 9783644008830
Herausgeber: Rowohlt
veröffentlicht: 2020-03-24T23:00:00+00:00


A ls ich wieder Vernunft angenommen hatte, drehte ich Zelig . Komödien im Doku-Stil reizten mich schon seit dem Unglücksraben , aber inzwischen hatte ich mehr Erfahrung. Außerdem stand Gordon Willis hinter der Kamera, und wir wollten schwarzweiß drehen, was das Kassenpotenzial vom Fleck weg einbremste. Manche Länder zeigten damals gar keine Schwarzweißfilme, und noch heute sind sie schwer ans Fernsehen zu verkaufen. Zelig handelt davon, wie man sich im Wunsch, akzeptiert zu werden und nicht anzuecken, gegenüber verschiedenen Leuten völlig unterschiedlich darstellt, je nachdem, was grade am besten ankommt. Gegenüber einem Fan von Moby Dick würde der Protagonist das Buch über den grünen Klee loben, gegenüber einem, der es nicht mag, würde er es verreißen. Am Ende führt diese zwanghafte Anpasserei in den Faschismus.

Als das Drehbuch fertig war, schrieb ich, während ich auf den Beginn der Vorproduktion wartete, gleich noch das Skript für Eine Sommernachts-Sexkomödie . Die sollte nichts weiter sein als eine Feier des Lands und des Walds mit all seiner angeblichen Magie, ein lustiger Spaß mit den Liebes- und Eheproblemen einiger lustiger Figuren.

United Artists versprach ich, beide Filme gleichzeitig zu drehen. Gierig, wie sie waren, fanden sie das prima, und ich glaubte, das würde ein Kinderspiel, erst recht für ein komisches Genie wie mich. Leider war ich das aber doch nicht, und es wurde ganz und gar kein Kinderspiel. Nicht wegen der körperlichen Anstrengung. Ein paar Szenen Sexkomödie zu drehen und dann schnell das Kostüm zu wechseln und vielleicht ein Stück zu fahren, um eine für Zelig aufzunehmen, war halb so wild. Aber mental war es schwierig. Sich erst gänzlich in die eine Welt einfühlen und dann in eine andere springen, innerlich alles auf andere Figuren und eine andere Handlung umstellen müssen, ging doch ganz schön an die Substanz. Ich schwor mir, so etwas nie wieder zu versuchen.

Die Sommernachts-Sexkomödie wurde tatsächlich richtig schön und zauberhaft, und keiner fand sie gut oder hat sie überhaupt gesehen. Zelig lief viel besser, und der Name «Zelig» wurde sogar zu einem geflügelten Wort, auch wenn es immer nur auf einen nebensächlichen Aspekt der Figur bezogen wird. Es wird in der Regel benutzt, um Leute zu beschreiben, die überall auftauchen, obwohl sie keiner kennt – auf großen Events, an der Seite der Reichen und Berühmten, omnipräsente Niemande eben. Eigentlich ist ein «Zelig» aber jemand, der ständig seine Position aufgibt und die gerade populäre übernimmt.

Bei beiden Filmen hatte ich übrigens eine neue Hauptdarstellerin: Mia Farrow. Wie es dazu kam? Für die mäßig interessante Geschichte muss ich kurz ein Stück zurückspringen.

Ein paar Jahre zuvor hatte ich einen Fanbrief von Mia gekriegt, die ich damals nur aus der Presse kannte, aber auch so schon umwerfend schön fand. Sie erinnerte mich an Louise, das war schon mal nicht schlecht. In ihrem Brief schwärmte sie entweder von meinem letzten Film oder meiner Arbeit im Allgemeinen, das weiß ich nicht mehr. Aber an den letzten Satz erinnere ich mich: «In einem Wort, ich liebe Sie.» So ein Brief von einer schönen und berühmten Frau, das freute mich. Ich schrieb ein Dankeschön zurück, und dabei blieb es.



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