Gaensehaut 52 - Geisterpiano by Stine R.L

Gaensehaut 52 - Geisterpiano by Stine R.L

Autor:Stine, R.L. [R.L., Stine]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Gaensehaut
veröffentlicht: 2014-11-05T05:00:00+00:00


13.

Dr. Fryes Praxis sah überhaupt nicht so aus, wie ich mir die Praxis eines Psychologen vorgestellt hatte. Sie war klein und hell. Die Wände waren gelb gestrichen und überall hingen farbenprächtige Bilder von Papageien und Tukanen und anderen Vögeln.

Es gab auch keine schwarze Ledercouch, wie sie Psychologen im Fernsehen und im Kino immer haben. Stattdessen gab es zwei bequem aussehende grüne Sessel. Es gab noch nicht einmal einen Schreibtisch. Nur die beiden Sessel.

Dr. Frye saß in dem einen und ich saß in dem anderen.

Er war viel jünger, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Er sah jünger aus als mein Vater. Er hatte gewelltes rotes Haar, das mit irgendeinem Gel oder so was glatt frisiert war. Und sein Gesicht war voller Sommersprossen.

Er sah einfach überhaupt nicht wie ein Psychologe aus.

»Erzähl mir etwas über euer neues Haus«, sagte er. Er hatte seine Beine übereinander geschlagen und legte seinen großen Notizblock auf ihnen ab, während er mich musterte.

»Es ist ein großes, altes Haus«, erklärte ich ihm. »Das ist eigentlich schon alles.«

Er bat mich, ihm mein Zimmer zu beschreiben. Also tat ich das.

Dann unterhielten wir uns über das Haus, aus dem wir ausgezogen waren; und über mein früheres Zimmer Anschließend redeten wir über meine alten Freunde. Danach sprachen wir über meine neue Schule.

Als wir anfingen, war ich etwas nervös. Aber er schien ganz in Ordnung zu sein. Er hörte aufmerksam zu. Und er sah mich nicht seltsam an, als ob ich verrückt wäre oder so was.

Selbst dann nicht, als ich ihm von der Geisterfrau erzählte.

Er kritzelte ein paar Notizen aufs Papier, als ich ihm berichtete, wie der Flügel spät in der Nacht spielte. Er hörte auf zu schreiben, als ich ihm erzählte, dass ich die Geisterfrau gesehen hatte und dass zuerst ihre Haare und dann ihr Gesicht abgefallen waren und dass sie mich angeschrien hatte, ich solle den Flügel nicht anrühren.

»Meine Eltern haben mir das nicht geglaubt«, sagte ich und drückte die weichen Armlehnen des Sessels zusammen. Meine Hände waren schweißnass.

»Das ist eine ganz schön unheimliche Geschichte«, antwortete Dr. Frye. »Wenn du dein Vater oder deine Mutter wärst und dein Kind würde dir die Geschichte erzählen, würdest du ihm glauben?«

»Sicher«, sagte ich. »Wenn sie wahr wäre.«

Er kaute auf dem Radiergummi an seinem Bleistift herum und blickte mich an.

»Denken Sie, ich bin verrückt?«, fragte ich ihn.

Er senkte seinen Notizblock, verzog aber keine Miene bei meiner Frage. »Nein. Ich denke nicht, dass du verrückt bist, Jerry. Aber der menschliche Verstand kann sich manchmal recht seltsam benehmen.«

Dann begann er mit einer langen Erklärung darüber, dass wir manchmal vor etwas Angst haben, aber uns selbst nicht eingestehen wollen, dass wir uns fürchten. Deshalb veranstaltet unser Verstand alle möglichen seltsamen Dinge, um uns klarzumachen, dass wir uns fürchten, obwohl wir uns ständig einreden, dass wir uns nicht fürchten.

In anderen Worten: Er glaubte mir auch nicht.

»In ein neues Haus umzuziehen verursacht eine Menge Stress«, sagte er. »Dann kann es passieren, dass wir uns einbilden, Dinge zu sehen oder zu hören - bloß, damit wir uns nicht eingestehen müssen, wovor wir wirklich Angst haben.



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