Friedrich Barbarossa - eine Biographie by Knut Görich

Friedrich Barbarossa - eine Biographie by Knut Görich

Autor:Knut Görich [Görich, Knut]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406621499
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


ZUSPITZUNGEN

Was auch immer geplant oder erhofft war, es zerschlug sich durch eine gänzlich unerwartete Wendung der Dinge. Am 20. April 1164 starb Viktor IV. in Lucca; der rasch dorthin geeilte Rainald von Dassel erwirkte im engen Zusammenspiel mit den anwesenden Reichsbischöfen, den viktorinischen Kardinälen und der überwiegend kaiserfreundlich orientierten geistlichen und politischen Führungsschicht der Stadt, daß der Leichnam des Papstes in der Bischofskirche S. Martino in der Nähe des weithin verehrten Volto Santo beigesetzt wurde.[67] Der Tod Viktors bot in den Augen mancher Reichsbischöfe die Gelegenheit zur Beendigung des Schismas; Konrad von Wittelsbach, erwählter Erzbischof von Mainz, soll dem Kaiser in Pavia geraten haben, er möge sich nun, nachdem ihn Gott mit dem Tod Viktors aus der früheren Gefahr befreit habe, vorsehen, daß er nicht erneut in eine ähnliche Gefahr gerate.[68] Jedoch wurde für den weiteren Verlauf des Schismas entscheidend, daß die Anhänger Viktors in Lucca unter maßgeblichem Einfluß Rainalds von Dassel schon zwei Tage nach dessen Tod seinen Verwandten, Kardinalpriester Guido von S. Maria in Trastevere, als Paschalis III. zum Nachfolger wählten, der am 26. April von Barbarossas Vertrautem, Bischof Heinrich von Lüttich, geweiht wurde. Daß Rainald mit seiner Entscheidung eigenmächtig gehandelt und damit eine Annäherung des Kaisers an Alexander III. bewußt verhindert haben soll, ist angesichts von Barbarossas zuvor konsequent ablehnender Haltung nicht anzunehmen. Die Erhebung konnte deshalb ohne Wissen des Staufers geschehen, weil eine detaillierte Abstimmung ohnehin nicht immer möglich, Handeln im vermuteten Sinn des Kaisers aber oft nötig war, die Initiative von unten also eine Anordnung von oben deshalb erübrigte, weil sich Rainald in dieser Frage, die der Kaiser im nunmehr fünften Jahr immer wieder mit dem honor imperii verband, der völligen Übereinstimmung mit ihm sicher sein konnte. Selbst wenn Barbarossa die Wahl nicht gewollt haben sollte, band ihn doch Rainalds und Heinrichs gemeinsames Handeln, das er nur um den Preis des Bruchs mit zwei bewährten und verdienten Ratgebern hätte verwerfen können – wofür es aber keinerlei Anhaltspunkt gibt.



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