Fremdes Glück by A. J. Banner

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Autor:A. J. Banner [Banner, A. J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
veröffentlicht: 2015-11-05T16:00:00+00:00


20

Nachdem Johnny am Samstag zur Arbeit gefahren war – und während Mia mit einem aufwendigen Ensemble von Barbiepuppen spielte –, fuhr Jessie im Honda ihrer Eltern vor dem Cottage vor. Als sie aus dem Wagen stieg, sah ich, dass sie sich dick eingemummelt hatte – schwarzer Regenmantel, graues Kapuzenshirt, gestreifte Wollmütze, schwarze Regenstiefel. Ihr Gesicht war vom Weinen verquollen, die Augen dick mit Eyeliner umrandet. Sie roch nach Patschuli und Lipgloss.

»Wie geht es dir?«, fragte ich und umarmte sie an der Haustür. »Ist alles okay?«

Jessie brach in Tränen aus. Ich reichte ihr ein Papiertaschentuch. »Jessie, was ist los?«

»Ich wünschte, es würde mir nichts ausmachen. Ich wünschte, ich könnte ihn irgendwie einfach hassen.«

»Sprichst du von Adrian ..?«

Jessie wischte sich die Augen ab. »Er ist so ein Loser!«

Vielleicht machte sie endlich mit ihm Schluss. »Manche Typen können so sein. Es tut mir leid. Komm rein.«

Jessie trat ein, und Mia warf sich ihr in die Arme. »Jessie!«

»Mia! Wir fahren einkaufen!«

»Juhu! Kaufen wir auch Cinderella-Schuhe?«

»Ja, aber du musst erst die normalen Schuhe anziehen. Du kannst nicht in Socken rumlaufen.« Jessie setzte Mia ab.

»Sie sind im Schlafzimmer«, sagte Mia.

Jessie deutete mit dem Kopf in die Richtung des Zimmers. »Dann hol sie.«

»Und auch deine Jacke«, fügte ich hinzu.

Mia rannte ins Schlafzimmer.

Jessie sah sich um, musterte alles. »Diese Bude ist voll krass.«

»Sie ist ziemlich klein …«

»Nein, ich meine, sie ist krass. Ich könnte hier ewig leben. Niemand würde wissen, wo ich stecke.«

»Oh, ich verstehe. Krass im Sinne von gut.«

Jessie warf mir einen komischen Blick zu und rümpfte die Nase. »Ja doch, wie sollte ich das wohl sonst meinen?«

Fünfzehn Minuten später saßen wir drei in meinem Camry, den ich aus der Werkstatt abgeholt hatte, und fuhren in die Stadt. Mia plapperte unaufhörlich. Ich parkte an der Waterfront Road, und wir schlenderten den Bürgersteig entlang und sahen uns Schaufenster an. Jessie hielt Mia an der Hand; die beiden waren in ernste Gespräche vertieft. Mia hüpfte neben uns her, verschlang Vanilleeis im Hörnchen, obwohl es für Eis eigentlich zu kalt war, und schmierte es sich über das ganze Gesicht. Sauberkeit war etwas, das mit dem Älterwerden kam, sagte ich mir, ebenso wie die Entscheidung, wie man das eigene Leben innerhalb eines vorgegebenen Rahmens ausgestaltete.

Wie lange war es her, seit ich das letzte Mal einen freien Tag in der Stadt genossen und mir Pistazieneis gegönnt hatte? Jessie hatte sich für Eis mit Lakritzgeschmack entschieden, eine Spezialität des Eiscafés in der Stadt. Von der Lebensmittelfarbe wurde ihr Mund grün. Jedes Mal, wenn sie die Zunge rausstreckte, schrie Mia »iii, pfui!« und quietschte vor Vergnügen, wenn Jessie sie den Bürgersteig entlangjagte.

»Es macht auch die Scheiße grün«, sagte Jessie.

»Eine Information zu viel«, sagte ich und lief ihnen nach.

An der Maple-Grove-Secondhand-Boutique drückte Mia Hände und Nase ans Schaufenster. »Schuhe!«, rief sie und deutete dann mit dem Finger darauf.

»Man leckt nicht an der Scheibe«, mahnte Jessie. Sie packte Mia an der Hand und zog sie mit sich ins Geschäft. Ich folgte ihnen.

Mia ging direkt auf die Regale mit den glitzernden Schuhen los. Sie zog ein Paar



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