Find me by Bernard Romily

Find me by Bernard Romily

Autor:Bernard, Romily [Bernard, Romily]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2015-09-08T16:00:00+00:00


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Es gefällt mir, wie er mich ansieht. Er scheint zu verhungern und ich bin Nahrung für ihn.

– Tagebuch von Tessa Waye, Seite 10

Ich bleibe lange wach, nachdem Lauren gegangen ist. Die Frage, wie ich den Mistkerl finden soll, dreht in meinem Kopf unablässig Kreise. Ich muss ihn ausfindig machen, aber wie? Mit der IP-Adresse, die er benutzt hat, lässt sich nichts anfangen. Ich bin der Proxy-Server-Verbindung von New York nach London und von dort aus zu einem kleinen Ort auf den Jungferninseln gefolgt, dann hab ich’s aufgegeben. Er benutzt ein Programm, das seine Verbindung durch verschiedene Server leitet, die auf der ganzen Welt verteilt sind. Wie nervig, wenn Anfänger so was machen! Halten sich dadurch für top. Gerade deshalb begehen sie früher oder später Fehler und dann habe ich den Burschen.

Aber wie lange muss ich bis dahin warten? Ich drehe mich auf die andere Seite und stecke den Kopf unters Kissen. Michael Starling, so nennt er sich. Jemand, der sich so sehr schützt, hat etwas zu verbergen – er muss der Schuldige sein. Aber diese Überlegungen bringen mich leider nicht zum richtigen Namen hinter dem falschen.

Ich werfe das Kissen beiseite, lange nach dem Kugelschreiber und schreibe auf, was ich weiß, Punkt für Punkt.

Er mag junge Mädchen.

Er hat Zugang.

Tessa erwähnt einmal, dass er groß ist. Und er soll heiß sein, das hat sie mindestens zwanzigmal betont.

Attraktiv.

Ich blicke auf meine Liste. Prächtig. Tessas Vergewaltiger könnte Mitglied einer Boygroup sein. Ich stelle es nicht richtig an. Kurz entschlossen blättere ich um und beginne von vorn. Mögliche Verdächtige.

Ein Freund.

Durchaus denkbar. Es würde einiges von dem erklären, was ich weiß: Zugang, dass er junge Mädchen mag und attraktiv ist. Aber es erklärt nicht alles, was ich weiß: dass er älter ist, dass ihnen beiden daran lag, ihre Beziehung zu verbergen, und dass er viel zu verlieren hatte.

Ein Lehrer.

Auch das wäre möglich, und es erscheint mir wahrscheinlicher als irgendein Schüler. Aber wenn der Unbekannte ein Lehrer ist – welcher? Ich gehe davon aus, dass die Sache vor etwa einem Jahr begann, als Tessa nicht mehr so häufig bei Facebook war, doch das lässt den Möglichkeiten breiten Raum.

Ein Verwandter.

Hier ergibt sich ein ähnliches Problem wie bei der Lehrer-Hypothese. Es lässt sich nicht ausschließen, aber wie soll ich die Möglichkeiten eingrenzen?

Vier …

Hm, ich habe keinen vierten Punkt.

Oder vielleicht doch. Sollte ich mir Tessas Leben außerhalb der Schule vornehmen? Könnte Nummer 4 jemand sein, den ihre Familie kennt?

Ich denke darüber nach. Was, wenn es Todd ist?

Ein seltsamer Gedanke, noch erschreckender als die anderen. Absurd? Kommt darauf an. Er hatte Kontakt und Vertrauen, somit auch Gelegenheit.

Aber ist es Todd? Der Mann, in dem alle einen Helden sehen? Der neulich Abend fast geweint hätte? Er arbeitet als Betreuer, um Himmels willen. Ich weiß zwar, dass ihn das nicht entlastet – es ist kein folgerichtiger Unschuldsbeweis –, aber mir fällt vieles ein, das nicht in ein solches Bild passen will. Er ist zu nett, zu verdammt sauber. Er hat … keine Ahnung von Computern.

Ich klopfe mit dem Kugelschreiber auf die Seite und begreife, dass ich weitere Hinweise brauche.



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