Familiengeschichten by Danella Utta

Familiengeschichten by Danella Utta

Autor:Danella Utta [Utta, Danella]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-04-18T04:00:00+00:00


Geborgte Familie

Carlotta Maria wurde im Jahr 1852 als drittes Kind des Max Joseph von Leinfeld und seiner Gattin Teresa Sophia in München geboren. Ihre Schwester Emma Sophia war sechs Jahre, ihr Bruder Max Ludwig vier Jahre älter als sie. Drei Jahre später gebar Teresa ein viertes Kind, wieder einen Knaben, er wurde Ernst Rudolf getauft.

Zur Zeit von Carlottas Geburt war Max Joseph von Leinfeld Majorauditor, später avancierte er zum Generalauditor in der Armee des bayrischen Königs Maximilian II. Joseph.

Es ließ sich recht angenehm leben zu jener Zeit in München. Nach den Revolutionstagen des Jahres 1848 und der darauffolgenden Abdankung König Ludwigs I. hatten sich die Wogen geglättet, und König Max verstand es, seinen Bayern das zu geben, was sie vor allem anderen schätzten: ein ruhiges, friedliches Dasein. Darüber hinaus bemühte er sich jedoch, die Bedeutung der bayrischen Hauptstadt weiterhin zu heben; war sein Vater der Kunst und dem Bauwesen zugeneigt gewesen, so galt sein Hauptinteresse den Wissenschaften und dem Fortschritt. Das begann, als er in Berlin studierte und dort einige der bedeutendsten Männer des deutschen Geisteslebens kennenlernte. Seit er König war, ging sein Bestreben dahin, solche Männer in seine Stadt und an seine Universität zu holen.

Gebaut hatte Ludwig genug. Er hatte München über die bisherige Stadtgrenze hinaus erweitert, womit sich die Münchner noch immer nicht recht anfreunden konnten. Ludwigs Prachtboulevard, der vom ursprünglichen Stadtrand hinaus nach Norden führte, die Ludwigstraße, wurde zwar von den Fremden bestaunt, von den Münchnern weniger. Des hätt's net braucht, befanden sie, ihre Stadt war groß genug gewesen, so wie sie war. Da draußen waren doch nur Wiesen und Felder, und noch weiter draußen, das Dorf Schwabing, war die Fahrt hinaus nicht wert.

Mit König Max wären sie durchaus zufrieden gewesen, hätte er nur nicht so viele Preußen ins Land geholt. ›Nordlichter‹ nannte man verächtlich die Professoren und Wissenschaftler, die Dichter und Literaten, die dem Ruf des Königs gefolgt waren und nun ein fremdes Element in der Stadt bildeten. Zwar gewann die neue Ludwig-Maximilian-Universität, auch da draußen an der Ludwigstraße gelegen, sehr rasch an Ansehen und Bedeutung, aber nebenbei entwickelte sich ein ganz ungewohntes gesellschaftliches Leben, das bisher nur dem Hof vorbehalten gewesen war. Jetzt führten manche der Zugereisten einen ›Salon‹, und die Münchner fragten sich kopfschüttelnd, was denn dies wieder für ein neumodischer und fremdländischer Schmarrn sein mochte. Mißtrauisch vermuteten sie, daß dort aufs neue revolutionäre und anarchistische Ideen ausgebrütet wurden, von denen sie gar nichts hielten, und der König hätte gut daran getan, sich die fremden Läuse gar nicht erst in den Pelz zu setzen.

Das Interesse des Königs an Geschichte brachte den Historiker Heinrich von Sybel nach München, empfohlen von Ranke, der selbst einen Ruf abgelehnt hatte; auch Karl Adolf von Cornelius, aus Bonn gekommen, lehrte zur gleichen Zeit an der Universität dieses Fach. Eine wichtige Erwerbung war der Kunsthistoriker Wilhelm Heinrich Riehl, der später die Leitung des Nationalmuseums übernehmen sollte. An bedeutenden Juristen kamen Bernhard Windscheid aus Greifswald und Johann Kaspar Bluntschli aus Zürich nach München. Der Mathematiker Seidel und der Physiker Jolly und noch viele andere gehörten zu dem Kreis berühmter Gelehrter, die König Max nach München holte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.