Familienbande by Tom Sharpe

Familienbande by Tom Sharpe

Autor:Tom Sharpe
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Humor
ISBN: 3442437997
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2009-10-31T00:00:00+00:00


Für eine Weile ließ er auch seine Aktionen ruhen. Im Viertel tummelten sich Polizisten, die auf der Suche nach versteckten IRA-Grüppchen sogar in das Vogelschutzgebiet eingefallen waren, und zudem gingen ihm andere Dinge durch den Kopf. Ein Telegramm von Mr. Dodd war eingetroffen. In der dem Manne eigenen sparsamen Wortwahl enthielt es lediglich die Worte »komm dodd«. Lockhart ging, und mit Tränen in den Augen blieb Jessica zurück, der er versprach, bald wiederzukommen. Er nahm den Zug nach Newcastle, von dort weiter nach Hexham, wo er in den Bus nach Wark umstieg. Von da ab bewältigte er zu Fuß mit den raumgreifenden Schritten eines Schäfers den direkten Weg über das Hochland nach Flawse Hall, setzte leichtfüßig über die Bruchsteinmauern und überwand die sumpfigen Stellen, indem er von einem trockenen Grasballen zum nächsten sprang. Und die ganze Zeit über zerbrach er sich den Kopf, weshalb Mr. Dodd eine so dringende Nachricht schickte, war aber gleichzeitig froh, einen Grund zu haben, wieder in dem Land zu sein, an dem sein Herz hing. Dies war keine bloße Floskel. Die Abgeschiedenheit seiner Jugendjahre hatte Lockhart mit dem Bedürfnis nach Weite und mit Liebe zu der leeren Moorlandschaft seiner erfolgreichen Jagden erfüllt. Daß er im Sandicott Crescent so verheerende Schäden anrichtete, war ebensosehr Ausdruck seines Hasses auf die dortige Enge, den dezenten Snobismus und die bedrückende gesellschaftliche Atmosphäre wie der Versuch, Jessicas Recht auf den Verkauf ihres Privateigentums durchzusetzen. Im Süden herrschte überall nur Heuchelei, und jedes Lächeln tarnte Spott und Hohn. Lockhart und die Flawses lächelten selten, und wenn, gab es einen besonderen Grund, etwa über einen heimlichen Scherz oder die Absurdität von Mensch und Natur. Alles andere betrachteten sie mit langem Gesicht und durchdringendem Blick, der einen Menschen oder die Entfernung eines Ziels mit unfehlbarer Präzision erfaßte. Und wenn sie sprachen - womit keine Reden oder Streitgespräche bei Tisch gemeint waren -, machten sie wenig Worte. Daher war die Kürze von Mr. Dodds Botschaft Beleg ihrer besonderen Dringlichkeit, und Lockhart kam. Er schwang sich über die letzte Mauer, eilte über den Staudamm und den Weg zum Herrenhaus hinunter. Und mit dem gleichen Instinkt, der ihm verriet, daß Mr. Dodd schlechte Nachrichten hatte, hütete er sich, das Haus durch den Haupteingang zu betreten. Er schlich sich nach hinten und durch das Tor in den Garten, wo Dodd sein Werkzeug verwahrte und sich aufhielt, wenn er allein sein wollte. Dort schnitzte Mr. Dodd gerade an einem Stock, leise eine uralte Melodie vor sich hinpfeifend.

»So, Mr. Dodd, hier bin ich«, sagte Lockhart.

Mr. Dodd schaute auf und deutete auf einen dreibeinigen Melkschemel. »Es ist das olle Miststück«, sagte er, ohne sich mit langen Vorreden aufzuhalten, »sie hat sich vorgenommen, den Mann umzubringen.«

»Großvater umbringen?« sagte Lockhart, der die Identität des Mannes kannte. Mr. Dodd nannte Mr. Flawse immer »den Mann«.

»Aye, erst überfüttert sie ihn, dann kippt sie ihm Brandy in seinen Port, und jetzt ist sie dazu übergegangen, sein Bett zu nässen.«

Lockhart sagte nichts; Mr. Dodd würde die Erklärung nachreichen.

»Neulich war ich abends in der Whiskywand«, sagte Mr.



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