Es ist keine Illusion by Charlotte Lamb

Autor:Charlotte Lamb [Lamb, Charlotte]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783733787998
Herausgeber: 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
veröffentlicht: 2015-04-25T16:00:00+00:00

6. KAPITEL

Deborah hatte sich noch nie selbst einem Interview stellen müssen, und sie hatte das Gefühl, ein Jagdhund zu sein, der von der eigenen Meute verfolgt wird … ein scheußliches Gefühl! Matthew hatte eine Viertelstunde gebraucht, um sie zum Gehen zu überreden, und nur der sich völlig hysterisch aufführende Hotelmanager, der verzweifelt in ihr Zimmer gekommen war, hatte sie am Ende zum Nachgeben gezwungen.

Doch als sie dann vor der Tür des Hotels den eigenen Berufskollegen gegenüberstand, wünschte sie sich bereits, sie wäre standhaft bei ihrem Nein geblieben.

Bestimmt waren die meisten Leute Paparazzi, deren Kameras auf sie gerichtet waren und die auf Italienisch „Bacci, Signor Tyrell“ riefen. Sie streckten die Hände aus, um sie näher an Matthew heranzuschieben. Andere waren englische oder amerikanische Reporter. Sie konnte alles verstehen, was sie miteinander sprachen – und sie wünschte sich, es lieber nicht mit anhören zu müssen.

Die Aufforderung, sie zu küssen, überhörte Matthew geflissentlich. Er beantwortete nur die Fragen, die er beantworten wollte, die anderen schienen gar nicht an seine Ohren gedrungen zu sein. Deborah lernte eine neue Seite an ihm kennen, während sie mit mühsam bewahrter Beherrschung neben ihm stand.

Die leichte, amüsante Art, mit der er sie behandelt hatte, war verschwunden. Der Mann neben ihr war ganz souverän, ganz der Chef eines internationalen Konzerns, kühl, überlegen, knapp in seinen Aussagen. Sein Gesicht zeigte einen wachsamen, harten Ausdruck. Die blauen Augen wirkten fast ausdruckslos.

Deborah stellte mit Erschrecken fest, dass sie ihn bisher überhaupt nicht richtig gekannt hatte. Sie hatte nur die Spitze des Eisbergs gesichtet. Jetzt sah sie den Eisberg in voller Größe neben sich. Nun war ihr klar, was für ein hervorragender Manager dieser Mann war – der Mann, dessen Temperament in einem Moment mit ihm durchging und sich im nächsten wieder beruhigte. Der charmante, unterhaltende Plauderer, der über sich selbst und andere von Herzen lachen konnte, ohne albern zu werden. Er war viel beeindruckender, als sie es bisher bemerkt hatte …

„Überlassen Sie alles nur mir“, hatte er ihr befohlen, und Deborah gehorchte. Sie weigerte sich, irgendeine Erklärung abzugeben. Sie ließ Matthew reden.

Manche der Fragen waren sehr aufschlussreich. „Ist Ihre Beziehung zu Leila Montrey beendet, Mr Tyrell?“, erkundigte sich ein amerikanischer Reporter. „Weiß sie schon über Miss Linton Bescheid?“

Das war eine der Fragen, die Matthew nicht zu hören schien. Deborah bedeutete der Name Leila Montrey überhaupt nichts, aber sie war sich über die Folgerung natürlich im Klaren. Sie hatte sich nicht überlegt, dass diese vielen Fragen Matthew in mancher Beziehung in Verlegenheit setzen würden. Sein Liebesleben war vor Jahren nicht Gegenstand der Recherchen gewesen, die sie für „Probe“ angestellt hatte. Sie war damals Matthew persönlich gar nicht begegnet, und sie hatte dem Klatsch, den ihr Rodney erzählt hatte, wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Rodney hatte damals den Eindruck gemacht, dass er Matthew Tyrell bewunderte und beneidete. „Dem Mann fällt natürlich alles in den Schoß“, hatte er seufzend gesagt. „Ich wünschte, ich hätte so viel Geld und Einfluss wie der!“

Rodney war fest davon überzeugt, dass alle Frauen sich von viel Geld beeindrucken ließen. Er fuhr stets auffallende, teure Autos, weil er sich einbildete, dadurch erfolgreicher zu sein.

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