Elias & Laia--Die Herrschaft der Masken by Sabaa Tahir

Elias & Laia--Die Herrschaft der Masken by Sabaa Tahir

Autor:Sabaa Tahir
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: ONE
veröffentlicht: 2015-02-12T00:00:00+00:00


XXIV: ELIAS

Der Gesang ist ein Fluss, der sich durch meine schmerzerfüllten Träume windet, ruhig und lieblich, und Erinnerungen an ein Leben freispült, das ich fast vergessen hatte, ein Leben vor Schwarzkliff. Der seidenbehangene Wohnwagen, der durch die Stammeswüste rollt. Meine Spielkameraden, die in der Oase herumtoben, mit einem Lachen, das wie Glöckchen klingt. Spazierengehen im Schatten der Dattelbäume mit Mamie Rila, deren Stimme so beständig ist wie das Summen des Lebens in der Wüste um uns her.

Aber als der Gesang aufhört, schwinden die Träume, und ich stürze in Albträume. Sie verwandeln sich in einen schwarzen Abgrund des Schmerzes, und der Schmerz sucht mich heim wie ein rachsüchtiger Zwilling. Die Tür zu einer Dunkelheit, die mich umklammern will, öffnet sich hinter mir, und eine Hand packt mich am Rücken und versucht, mich hindurchzuzerren.

Dann beginnt der Gesang von Neuem, ein Lebensfaden in dieser endlosen Schwärze, und ich strecke die Hand danach aus und halte ihn so fest, wie ich nur kann.

Als ich wieder zu mir komme, ist mir schwindelig, als wäre ich nach langen Jahren der Abwesenheit in meinen Körper zurückgekehrt. Obwohl ich Schmerzen erwarte, lassen sich meine Gliedmaßen leicht bewegen, und ich setze mich auf.

Draußen wurden gerade eben die Nachtlampen angezündet. Ich weiß, dass ich auf der Krankenstation bin, denn dies ist der einzige Ort in Schwarzkliff, der weiße Wände hat. In dem Raum steht nichts außer dem Bett, in dem ich liege, ein kleiner Tisch und ein schlichter Holzstuhl, auf dem Helena döst. Sie sieht furchtbar aus, ihr Gesicht ist von Blutergüssen und Schrammen übersät.

»Elias!« Sie reißt die Augen auf, als sie hört, dass ich mich bewege. »Dem Himmel sei Dank. Du warst zwei Tage nicht bei dir.«

»Hilf mir auf die Sprünge«, krächze ich mit trockener Kehle und schmerzendem Kopf. Etwas ist bei den Klippen geschehen. Etwas Seltsames …

Helena schenkt mir aus einem Krug auf dem Tisch ein Glas Wasser ein. »Wir wurden von Ifrit angegriffen, als wir uns von den Klippen abseilten.«

»Einer von ihnen hat das Seil durchgeschnitten«, erinnere ich mich, »aber dann …«

»Du hast mich in diese Spalte geschoben, hast dich selbst aber dämlicherweise nicht daran festgehalten.« Helena sieht mich finster an, doch ihre Hände zittern, als sie mir das Wasser reicht. »Dann bist du wie ein Sack hinuntergefallen. Unterwegs hast du dir den Kopf gestoßen. Du hättest tot sein müssen, aber das Seil zwischen uns hat gehalten. Ich habe aus Leibeskräften gesungen, bis sich auch der letzte Ifrit aus dem Staub gemacht hat. Dann habe ich dich nach unten gebracht und in einer kleinen Höhle hinter einem Gebüsch versteckt. Eine wirklich gute kleine Festung. Leicht zu verteidigen.«

»Du musstest wieder kämpfen?«

»Die Auguren haben noch vier Mal versucht, uns umzubringen. Die Skorpione waren nicht zu übersehen, aber die Viper hätte dich beinahe erwischt. Dann kamen die Kobolde – gemeine kleine Dreckskerle, ganz anders als in den Geschichten. Absolut schrecklich zu töten, man muss sie nämlich wie Käfer zerquetschen. Die Legionäre waren trotzdem die Schlimmsten.« Helena wird bleich, und der schwarze Humor schwindet aus ihrer Stimme. »Sie kamen immer wieder. Kaum hatte ich einen oder zwei erledigt, sind vier an ihre Stelle getreten.



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