Einäugige Echse by Carl Hiaasen

Einäugige Echse by Carl Hiaasen

Autor:Carl Hiaasen [Hiaasen, Carl]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 978-3-407-74512-5
Herausgeber: Beltz & Gelberg
veröffentlicht: 2015-06-02T16:00:00+00:00


13. Kapitel

Ein Radio spielte Country & Western – nicht gerade Malleys Lieblingsmusik.

An Deck war niemand zu sehen. Als wir näher kamen, rief ich ihren Namen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Nickel seine Flinte an sich nahm.

Das Hausboot war ziemlich ramponiert und total dreckig, die Farbe von der Sonne ausgeblichen. Früher hatte es mal einen Namen gehabt, doch die Buchstaben auf dem Rumpf waren bis zur Unkenntlichkeit verblasst. Am Heck war ein großer Außenbordmotor angebracht, der wahrscheinlich älter war als ich. Ein Teil des Firmennamens »Evinrude« war abgeblättert, sodass nur noch »rude« draufstand.

Über der Reling hing der gelbe Badeanzug meiner Cousine, zusammen mit einigen T-Shirts, vier weißen Socken, einer Männerjeans und dem grauen Kapuzenshirt, das Malley an dem Abend getragen hatte, als sie von ihrer Mutter am Flughafen von Orlando abgesetzt worden war. Ich erinnerte mich, das Kapuzenshirt auf dem Überwachungsvideo gesehen zu haben, das Trujillo mir gezeigt hatte.

Die Fenster des Hausboots waren geöffnet, aber von innen mit Bettlaken verhängt. Vielleicht sollten die Laken Moskitos fernhalten, vielleicht hingen sie aber auch dort, damit niemand in die Kabine sehen konnte.

Nickel brachte sein Boot längsseits und vertäute es mit einem schmierigen Seil. Er stieg auf das Dollbord, schob den Lauf seiner Flinte durch eines der Fenster und riss das Bettlaken herunter. Nachdem er lange in die Kabine gespäht hatte, verkündete er: »Niemand zu Hause.«

In gewisser Weise war ich erleichtert, denn ich hatte befürchtet, Malley gefesselt und geknebelt vorzufinden.

»Was meinste, in was für Schwierigkeiten deine Cousine steckt?«, fragte Nickel.

»Da bin ich mir noch nicht sicher.«

Ich vermutete, dass der Online-Talbo Malley an Land gebracht hatte, um etwas zu essen aufzutreiben. Die Entfernung zum Ufer war so gering, dass man bequem hinüberschwimmen konnte. Wahrscheinlich hatte er die Musik angelassen, damit man annahm, es sei jemand auf dem Boot. Dann würde sich niemand an Bord schleichen, um etwas zu klauen.

»Sind das ihre Sachen, die da zum Trocknen hängen?«, fragte Nickel.

»Ja. Zumindest ein paar davon.«

»Dann isse nich’ tot. Die werden schon wiederkommen.«

»Dann warte ich hier«, sagte ich und kletterte an Bord. Ich muss ziemlich erbärmlich ausgesehen haben, wie ich mich da mit meinem Golfschläger hochhievte, denn Nickel sagte: »Willste das wirklich machen, Junge?«

»Ja.« Ohne Malley würde ich auf keinen Fall von hier weggehen. Ich schwenkte die Klapperschlangenrassel hin und her. »Das ist mein Glücksbringer.«

»Hat der Schlange aber nich’ viel geholfen.«

Danke für die ermutigenden Worte, dachte ich.

»Hör mal, ich kann nich’ hierbleiben und auf dich aufpassen.«

»Kein Problem«, erwiderte ich. »Sie haben Ihren Teil der Abmachung ja eingehalten.«

»In Bonifay gibt’s nämlich ’nen Mann, der mir zweihundert Dollar für diese Fische zahlt. Vielleicht sogar zweihundertzehn. Er zerkleinert die, um damit seine Wassermelonen zu düngen. Aber der wartet nich’ gern.«

Er warf einen Blick auf seine Flinte, und einen Moment lang dachte ich, er wolle sie mir überlassen, aber das hätte ich abgelehnt. Das Einzige, worauf ich je mit einem Gewehr gezielt habe, war eine Dr-Pepper-Dose, und da schaffte ich es erst beim fünften Versuch, ein Loch reinzuschießen. Damals machte ich in der Nähe der Mülldeponie mit meinem Freund Mitch, der in der zehnten Klasse und ein begeisterter Jäger ist, Schießübungen.



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