Ein seltsamer Zeuge (German Edition) by Matthias Blank

Ein seltsamer Zeuge (German Edition) by Matthias Blank

Autor:Matthias Blank [Blank, Matthias]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-16T22:00:00+00:00


7.

Erwachende Liebe.

Das waren schlechte Tage für Detektiv Steinherz. Unermüdlich war er tätig, emsig wie eine Biene hatte er alle scheinbar nebensächlichen Beweispunkte gesammelt, aber der große Verdacht, der sich daraus konstruieren ließ, befriedigte ihn nicht. Er mußte den Absender des Koffers mit der Leiche, den Schreiber des Brieffragments aus dem Ofen finden, mußte das Rätsel zu lösen wissen, das aus dem letzten Briefe des Ermordeten an seinen Vater herauszulesen war.

Der alte Willig hatte genau festgestellt, daß ihm diese Schrift vollständig unbekannt war.

Diese Aussage war für Steinherz bedeutungsvoll genug, einer neuen Fährte zu folgen.

In dieser Zeit saß Michael Gebhart immer allein im Bureau, um die geschäftliche Leitung zu versehen und an die übrigen Angestellten, die durch die vielen zugewiesenen Aufträge notwendig geworden waren, die zu erledigenden Aufgaben abzugeben. Wenn er dann aber allein über den Geschäftsbüchern saß, dann schweiften seine Gedanken oft von den toten Zahlen ab und suchten in der Erinnerung eine biegsame, zierliche Mädchengestalt mit braunen, sanften Augen und weißlich-blondem Haar.

An diese dachte er in seinen einsamen Stunden, Er war nun so alt geworden und niemals hatte sein Herz rascher geschlagen, nun war sein Blut schneller durch die Adern gerollt und nie waren seine Wangen so jäh gerötet, wenn er an ein Mädchen dachte. So war es nun!

Er liebte Erna Sontheimer!

Dabei aber mußte er verzagen, denn seiner Liebe blühte die Hoffnung nicht.

Sie hatte Robert Willig geliebt, der das Opfer einer feigen Mordtat geworden war.

Der alte Sontheimer hatte seine Zustimmung zu einer solchen Verlobung verweigert. Aber konnte dies etwas an Ernas Liebe zu dem nun Toten ändern? Und der Mörder?

Wenn Gebhart daran dachte und an den furchtbaren Verdacht, der wie ein drohendes Gespenst über dem Lockenkopfe der von ihm heimlich Geliebten schwebte, dann bedeckte er seine Augen mit der Hand, um zu vergessen, um nur an die Zahlen zu denken, die vor ihm durcheinander tanzten.

Zweimal hatte er sie nur gesehen! Zweimal! Aber wenn die Liebe zündet, dann entflammt ein Blick brennende Glut.

So war es in seinem Herzen!

Und dabei träumte er und ließ die Feuer brennen und sah zu, wie der Brand größer und gewaltiger wurde.

So versunken war er in sein Sinnen und Grübeln, daß er gar nicht gesehen und gehört hatte, wie die Tür geöffnet worden und jemand in sein Bureau getreten war.

»Herr Gebhart.«

Das schreckte ihn auf.

Er blickte empor und vor sich sah er die Gestalt, von der er eben noch geträumt hatte: er sah ihre Augen bittend auf sich gerichtet, er sah um ihre roten, blühenden Lippen den schmerzlichen Zug, er mußte erkennen, daß tiefe Schmerzen auf ihr lasteten. Ihr Gesicht war blaß, ihre Gestalt durchbebte ein Schauder der Angst und ihre Hände, die an einer Stuhllehne einen Halt suchten, zitterten.

Gebhart war aber verwirrt, daß er nicht sogleich wußte, was er fragen sollte.

Stand er einem Bilde seiner erregten Phantasie gegenüber? Oder war es eine greifbare Gestalt?

»Herr Gebhart, Sie müssen helfen,« flehte ihre weiche, zitternde Stimme.

Da war er aufgesprungen.

»Mein Fräulein! Was ist Ihnen zugestoßen? Sie sind so totenblaß! Setzen Sie sich doch.«

Willenlos wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, ließ sie sich von ihm nach einem Stuhle führen, in den sie sich setzte.



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