Ein perfider Plan by Horowitz Anthony

Ein perfider Plan by Horowitz Anthony

Autor:Horowitz, Anthony
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Detektiv, Die Morde von Pye Hall, England, Hawthorne, Holmes und Waton, Kriminalroman, London, Mord, Privatdetektiv, Sherlock Holmes, Spannung, Thriller
Herausgeber: Insel Verlag
veröffentlicht: 2020-01-02T00:00:00+00:00


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Willesden Green

Es war eine Doppelhaushälfte aus den fünfziger Jahren. Bis zum ersten Stock rote Ziegel, dann weißer Putz und ein Giebeldach. Es passte nicht richtig zusammen, so als ob drei verschiedene Architekten sich nicht hätten einigen können. Aber sie waren offenbar mit dem Ergebnis zufrieden, denn die andere Hälfte des Hauses sah genauso aus. Die Einfahrten wurden durch einen Zaun voneinander getrennt, aber oben auf dem Dach teilte man sich einen Schornstein. Beide Häuser hatten ausladende Panoramafenster, aber der Ausblick war nur ein Stück Mosaikpflaster, das zu einer niedrigen Mauer führte. Davor lag die Sneyd Road. Das Haus hatte vier Zimmer und eine Küche, vermutete ich. Ein Plakat im Wohnzimmerfenster warb für einen Volkslauf zugunsten der North-London-Sterbeklinik. Neben dem Haus stand die Garage offen, und man sah, wie ein hellgrüner Vauxhall Astra, ein Motorrad und ein kleines Dreirad um Platz kämpften.

Die Haustür bestand aus kleinen Mattglasscheiben, und der halbrunde Bogen darüber und der Eichenholzrahmen gaben sich alle Mühe, mittelalterlich auszusehen. Die Fußmatte war so lustig wie möglich: Achten Sie nicht auf den Hund, aber hüten Sie sich vor dem Hausherrn! Als Hawthorne den Klingelknopf drückte, ertönte das Leitmotiv aus dem Soundtrack von Star Wars. Chopins Marche funèbre wäre passender gewesen. Denn der Hausherr war Robert Cornwallis.

Die Frau, die uns öffnete, war von geradezu aggressiver Fröhlichkeit, so als hätte sie schon die ganze Woche auf uns gewartet. Da sind Sie ja endlich, schien sie zu sagen, als sie uns anstrahlte. Was hat Sie so lange aufgehalten?

Sie war Ende dreißig und stürzte sich voller Elan in die mittleren Jahre. Ihre Komplizen waren ein ausgeleierter, sackartiger Pullover, schlechtsitzende Jeans (mit einer aufgestickten Blume am linken Knie), krisselige Haare und massenhaft billiger Modeschmuck. Sie war deutlich übergewichtig – man hätte sie eine »Erdmutter« nennen können. Unter dem einen Arm hatte sie ein Bündel schmutziger Wäsche und ein schnurloses Telefon in der anderen Hand, schien aber beides nicht zu bemerken. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie sie – das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt – mit dem Türgriff gekämpft hatte.

»Mr Hawthorne?«, fragte sie und sah mich dabei an. Sie hatte eine angenehme, gebildete Stimme.

»Nein«, sagte ich. »Hawthorne ist der da.«

»Ich bin Barbara. Kommen Sie rein. Ich fürchte, ich muss um Entschuldigung bitten, es ist ein bisschen chaotisch. Wir sind gerade dabei, die Kinder ins Bett zu bringen. Robert arbeitet noch in der Küche. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass wir ziemlich durcheinander waren! Irene hat uns erzählt, was bei der Beerdigung los war. Unfassbar! Sie sind bei der Polizei, stimmt's?«

»Ich helfe der Polizei bei ihren Ermittlungen.«

»Hier lang! Vorsicht, die Rollschuhe! Ich hab den Kindern tausendmal gesagt, sie sollen sie nicht im Flur rumliegen lassen. Irgendwann bricht sich noch jemand den Hals!« Sie schaute nach unten und bemerkte plötzlich die Wäsche. »Ach herrje! Ich war gerade dabei, die Sachen in die Maschine zu tun, als Sie geklingelt haben. Sie müssen ja einen schönen Eindruck von mir haben!«

Wir stiegen über die Rollschuhe und quetschten uns durch den vor lauter Mänteln, Jacken, Gummistiefeln und Schuhen nahezu unpassierbaren Flur.



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