Ein Mann wie ein Erdbeben by Heinz G. Konsalik
Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-29T04:00:00+00:00
Drei Tage später trafen sich Renate Peters und Bob Barreis. Mit einem Wagen aus dem Fuhrpark der Familie Barreis – heute war es ein BMW – holte Bob sie ab. Renate wartete an der Landstraße nach Vredenhausen, als sei es ein heimliches Liebestreffen. Es war ein kühler Abend, ziemlich dunkel … der Mond, eine magere Sichel, schwamm hinter Wolken und ertrank nach einiger Zeit völlig.
»Steig ein –«, sagte Bob und hielt die Tür auf. Er hatte gute Nachrichten bekommen. Tschocky hatte angerufen. Natürlich hatte die Polizei schnell herausbekommen, wem der grüne Kombi gehörte. Aber bevor die Polizei in der Residenz der Tschockys erschien, hatte Dr. Samson schon eine Diebstahlanzeige aufgegeben. Den Verlust des grünen Jagdwagens hatte man erst bemerkt, als Generaldirektor Albin Tschocky in den Wald fahren wollte. So gab es überhaupt keine Befragungen, sondern nur ein Protokoll über den Diebstahl. Sanftes Dunkel legte sich über den unbekannten Toten in der blümchenverzierten Kiste. Es gab keine Spur …
»Wie haben wir das geschaukelt?« hatte Tschocky fröhlich gefragt. »Ein Chauffeur ist schon unterwegs, den geklauten Wagen von der Polizei in München abzuholen. Denk dir … bis zum Tegernsee sind sie mit der Leiche geschaukelt …«
Er wollte sich ausschütten vor Lachen.
»Wohin sollen wir fahren?« fragte Bob. Renate Peters hob die runden Schultern. Sie trug einen Wettermantel, ziemlich eng über der Brust. Sie hat schöne Brüste. Sie sind überhaupt das Schönste an ihr. Mütterliche Brüste …
Das Wort ernüchterte ihn sofort. Machte ihn wütend.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Irgendwohin, wo wir sprechen können.«
»Weiß jemand, daß wir uns treffen?«
»Nein. Ich habe heute meinen freien Tag.«
Bob Barreis fuhr in Richtung Autobahn. Unter seinen Kopfhaaren kribbelte es plötzlich wie Ameisen. Er hielt den Atem an, aber das Kribbeln ließ nicht nach.
Da ist es wieder, durchfuhr es ihn. Mein Gott, mein Gott, laß es nicht stärker werden. Es ist am besten, wir kehren um …
Aber er wendete nicht. Er fuhr weiter. In die Nacht hinaus, zur Autobahn, einer Brücke entgegen, die zwei Feldwege miteinander verband.
Und er spürte, wie das Holz des Lenkrads naß vom Schweiß wurde und wie es wie elektrische Stromstöße durch seinen Körper zuckte.
Kehr um, sagte er sich. Bob, kehr um … Es wird immer stärker sein als du … Sie ist dein Kindermädchen gewesen, sie hat dich großgezogen, sie hat mir dir gespielt im Park, du warst ihr kleiner Liebling … Bob, sie war dir mehr und näher als deine Mutter …
Er fuhr weiter. Schaltete die Scheinwerfer aus, rollte auf die kleine Brücke mit Standlichtern. Unter ihnen rasten wie feurige Pfeile die Autos über die Autobahn. Ein grandioses Bild. Der Mensch als Herr der Technik. Der Sieger über Zeit und Entfernungen.
»Hier –«, sagte Bob Barreis und hielt mitten auf der Brücke. »Hier. Und nun sag: Was ist los? Was weißt du von Lutz Adams?«
In seinen Handflächen spürte er, wie sein Blut pulsierte.
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