Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder by Linda Lael Miller

Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder by Linda Lael Miller

Autor:Linda Lael Miller
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA


6. KAPITEL

Der Wagen wurde gewaltig durchgeschüttelt und riss Lizzie aus ihrem unruhigen Schlaf. Wie vom Blitz getroffen richtete sie sich auf. Das Schreien der anderen hallte in ihren Ohren und ihrem Herzen wider, während sie darauf wartete, dass der Zug über die Klippen stürzte.

Was nicht geschah.

Es gab eine zweite Erschütterung und dann … Stille.

Fühlte es sich so an zu sterben?

Sie sah sich um, doch die Dunkelheit war schwarz wie Tusche. Sie hätten sich auch am Grund einer Kohlenmiene befinden können.

“Morgan?”, rief sie leise.

“Ich bin hier”, antwortete er irgendwo in ihrer Nähe.

“Was ist passiert?”, fragte eines der Kinder.

“Dunkel!”, meckerte Woodrow laut. “Dunkel!”

“Das war eine weitere Lawine”, erklärte Morgan sachlich. “Der Schnee hat die Fenster versperrt, aber wir stehen noch immer auf den Gleisen, denke ich.”

“Ist der Christbaum kaputt?”, erklang Ellens leise Stimme.

“Wen interessiert schon der Christbaum”, knurrte Whitley gereizt. “Und könnte vielleicht mal jemand den Vogel zum Schweigen bringen?”

“Könnte vielleicht mal jemand den Vogel zum Schweigen bringen?”, wiederholte Woodrow.

“Wie lange wird der Sauerstoff reichen?”, fragte John Brennan.

“Das weiß ich nicht”, antwortete Morgan. “Jeder bleibt, wo er ist. Ich werde versuchen, die Tür zu öffnen. Vielleicht können wir uns irgendwie ausgraben.”

“Wir könnten ersticken”, keuchte Whitley.

“Psst”, zischte Lizzie. “Wir werden nicht ersticken.”

“Zäher Vogel”, plapperte Woodrow weiter. “Nicht den Vogel essen!”

Das Baby begann zu schreien, zuerst zaghaft, dann aus vollen Lungen.

Mrs. Halifax sang leise und mit bebender Stimme ein Lied. Mrs. Thaddings sprach sanft auf ihren Vogel ein.

Jemand zündete ein Streichholz an, ein Licht flammte auf. Morgan stand mit erhobener Lampe in der Mitte des Wagens. Lizzie kam der unpassende Gedanke, dass er sich mal wieder rasieren musste.

Nun bedeckte Schnee die Fenster zu beiden Seiten, und Morgan gelang es nicht, die Tür zu öffnen. Sie waren bei lebendigem Leib begraben.

Zur allgemeinen Überraschung stand der kleine Christbaum noch immer.

“Schau!”, schrie Ellen und zerrte an Jacks Ärmel. “Der Weihnachtsmann war da!”

Lizzie und Morgan sahen sich lange schweigend an und teilten etwas Unausgesprochenes miteinander, dann nickte Morgan.

“Und da sind auch Geschenke für alle”, rief Lizzie und zwang sich zu einem fröhlichen Lächeln. Sie lief zu dem Baum, hob ihren kostbaren Mantel hoch und reichte ihn Mrs. Halifax. “Für Sie.” Ellen und Jack bekamen John Henrys Farben, Whitleys handgeschneiderter Übermantel ging an John Brennan. Die Pfeife, die sie für ihren Vater gekauft hatte, bekam Mr. Christian. Für Whitley war das Buch und für Morgan die Taschenuhr. Mr. und Mrs. Thaddings reichte sie eine kleine Schachtel handgeschöpfter Schokolade aus einem Laden in San Francisco, die sie für Lorelei ausgesucht hatte.

“Und was ist mit Ihnen?” Ellen starrte auf ihren Farbkasten und dann zu Lizzie. “Haben Sie nichts bekommen?”

Zum ersten Mal, seit Mr. Christian mit dem kleinen Baum unterm Arm zum Zug zurückgekehrt war, sprach er einen zusammenhängenden Satz. “Aber wieso? Der Weihnachtsmann will, dass sie die Spieluhr bekommt”, erklärte er mit schwacher Stimme.

Ellen war zufrieden und begann, Malkasten, Pinsel und Papier zu untersuchen. Natürlich würde Lizzie die Spieluhr nicht annehmen. Denn so großzügig Mr. Christians Angebot auch war – die Uhr hatte seiner verstorbenen Frau gehört und war somit ein Erbstück.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.