Ein dicker Hund by Tom Sharpe

Ein dicker Hund by Tom Sharpe

Autor:Tom Sharpe [Sharpe, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Humor, Slapstick
ISBN: 9783442440948
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 1998-05-01T22:00:00+00:00


16

Das war ein ganz anderer Major als der, der vorhin noch in der Ecke gekauert hatte. Und was er tat, war äußerst nützlich. Er unterhielt sich verständnisvoll mit dem jungen Mann. MacPhees Groll, ebenso oberflächlich wie verkommen, hatte sich bald gelegt, und da die akute Gefahr nun vorbei war, versuchte er, aus der Situation irgendwelche Vorteile zu ziehen.

»Man hat Ihnen wirklich übel mitgespielt, deshalb können Sie sich nicht erinnern«, sagte er. »Aber es fällt Ihnen wieder ein. Ist erst zwei Tage her, da fuhr ich nichts Böses ahnend mit dem Fahrrad meines Weges, als plötzlich völlig unerwartet ein Traktor auf die Strecke einbog. Ich mußte mit sechs Stichen genäht werden, und nicht mal daran konnte ich mich erinnern. Wahrscheinlich sind Sie von Ihrem Motorrad gefallen ... Hoffentlich hatten Sie einen Helm auf. Sonst hätten Sie dabei sterben können. Irgendwas muß Ihnen in die Quere gekommen sein. Motorräder sind eine gefährliche Sache. Was haben Sie denn für eins?«

»Eine Suzuki.«

»Ist das ein sehr schnelles?«

»Ich bin schon zweihundertdreißig damit gefahren«, sagte Timothy.

»O je, wie konnten Sie nur? Das ist ja schließlich das Doppelte der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Da hatten Sie aber Glück, daß die Polizei Sie nicht geblitzt hat. Wollen Sie deshalb nicht, daß wir die Polizei verständigen?« Timothy Bright griff diese Ausrede begierig auf. »Ja. Ich wollte meinen Führerschein nicht loswerden.«

»Und was ist mit Ihrer Familie? Die wird doch wissen wollen, ob Sie wohlauf sind. Wo wohnt sie denn?«

»Sie hat ein Haus ... ich weiß nicht«, sagte Timothy Bright.

Miss Midden schlich sich auf Zehenspitzen davon. Endlich verdiente sich der Major seine Brötchen. Nackte und verletzte junge Männer waren sein Bier. Sie hingegen brauchte jetzt ein Täßchen Tee und Zeit, um über ihr weiteres Vorgehen nachzudenken. Ihr erster Impuls, die Notfalldienste anzurufen, war verflogen. Der junge Timothy war nicht so schwer verletzt, wie er aussah. Er redete recht deutlich, litt wahrscheinlich an einer leichten Gehirnerschütterung und nicht an einem Schädelbasisbruch, wie sie zuerst befürchtet hatte.

Es gab auch andere Gründe, nicht die Behörden einzuschalten. Mit den Leuten im Rathaus, deren Hauptbeschäftigung darin bestand, ihre berufliche Existenz irgendwie zu legitimieren, war sie nie zurechtgekommen. Eines Tages waren ein Mann und eine Frau von der Gesundheitsbehörde in aller Ruhe in die Küche unten in Middenhall marschiert, weil sie annahmen, das Gebäude sei ein Altersheim, und hatten ihr in der folgenden Auseinandersetzung vorgeworfen, sie habe keine Erlaubnis zur Führung eines Pflegeheimes, genausowenig wie eine Genehmigung, um... Miss Midden hatte sie vom Gelände gejagt und ihren Vetter Lennox, den Anwalt, eine förmliche Beschwerde wegen unbefugten Betretens an den Grafschaftsrat schreiben lassen. Nicht daß das die Beamten abgeschreckt hätte. Wenig später war ein Mann von der Feuerwehr aufgetaucht, diesmal in Besitz eines offiziellen Dokumentes, das ihn ermächtigte, »die Pension oder das Hotel Middenhall« daraufhin zu überprüfen, ob das Gebäude die erforderlichen Fluchtwege und Brandschutztüren aufwies. Miss Midden hatte ihm schimpfend den Irrtum ausgeredet, Middenhall sei mehr als nur ein Privathaus, und war dabei mit ihren üblen Beleidigungen auch persönlich geworden. Der Mann war wie ein begossener Pudel abgezogen, und Lennox Midden hatte wieder einen Brief schreiben müssen.



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