Ein allzu schönes Mädchen by Seghers Jan

Ein allzu schönes Mädchen by Seghers Jan

Autor:Seghers, Jan
Format: epub
Herausgeber: digitalbuch


|248|Siebenundzwanzig

Als sie wieder in Frankfurt ankamen, war es bereits Abend. Marthaler schaute auf die Uhr. Es lohnte sich nicht mehr, jetzt noch einmal ins Präsidium zu fahren. Elvira hatte sicher längst Feierabend gemacht. Er ließ sich vor seiner Wohnung im Großen Hasenpfad absetzen. Die Haustür schloss er von innen ab, leerte seinen Briefkasten und ging nach oben. Bevor er sich noch hingesetzt hatte, nahm er sein Notizbuch und suchte die Nummer von Paola Gazetti heraus. Die Besitzerin der Werkstatt meldete sich sofort.

«Ah, der Commissario aus Francoforte. Sie haben Glück, ich wollte gerade Schluss für heute machen.»

Marthaler meinte, in ihrer Stimme wieder diesen belustigten Unterton zu hören.

«Gibt es neue besondere Vorkommnisse?», fragte sie.

Marthaler war irritiert. «Was meinen Sie damit?»

«Entschuldigen Sie, es war nur ein Witz», sagte sie. «Als Sie vor ein paar Tagen mit Ihrem Kollegen hier waren, haben Sie gefragt, ob es besondere Vorkommnisse gab.»

«Ach so, ja», sagte Marthaler. Obwohl es ihm nicht unangenehm war, mit Paola Gazetti zu sprechen, war Marthaler zu müde, um sich auf ihre Plauderei einzulassen. Er fühlte sich ihrer Ironie nicht gewachsen.

«Ja», sagte er, «es hat Vorkommnisse gegeben. Das ist der Grund, warum ich anrufe. Ich würde gerne Ihren Neffen noch einmal sprechen.»

«Oh, warten Sie! Einen Moment. Er will gerade nach Hause fahren …»

|249|Sie legte das Telefon aus der Hand. Marthaler hörte, wie sie nach draußen ging und Guidos Namen rief. Kurz darauf meldete sich der junge Mann.

«Leider muss ich Sie noch einmal belästigen», sagte Marthaler. «Es wäre nett von Ihnen, wenn Sie morgen Vormittag in Frankfurt sein könnten. Wir brauchen dringend ein Phantombild der Frau, die Sie in dem Fiat gesehen haben.»

Guido schien einen Moment zu überlegen. «Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich sie nicht besonders gut gesehen habe. Aber wenn ich Ihnen damit behilflich sein kann, werde ich kommen. Ist etwas geschehen?»

«Ja», sagte Marthaler ausweichend. «Wir brauchen Ihre Hilfe. Es wäre sehr wichtig. Wir haben noch einen weiteren Zeugen ausfindig gemacht, und ich habe die Hoffnung, dass unser Zeichner gemeinsam mit Ihnen beiden am Computer ein halbwegs brauchbares Bild des Mädchens zustande bringt. Die Kosten für die Fahrt werden wir Ihnen selbstverständlich erstatten.»

Marthaler gab dem Jungen eine Wegbeschreibung, dann verabschiedete er sich: «Und grüßen Sie bitte Ihre Tante noch einmal von mir.»

Er hatte gerade aufgelegt und wollte nachschauen, ob er im Küchenschrank noch eine Tütensuppe oder eine Dose Ravioli fand, als seine Sekretärin anrief.

«Elvira, bist du noch im Büro?»

«Nein. Ich bin zu Hause. Aber ich dachte, ich melde mich noch einmal. Du wolltest wissen, was mit Jochen Hielscher war.»

«Ist es dringend, oder kann das bis morgen warten?», fragte Marthaler. «Was mich mehr interessiert: Hast du von den anderen etwas gehört?»

«Das Beste wird sein, du schaltest den Fernseher ein. Das Hessenfernsehen hat gerade einen Bericht über Herrmanns |250|Aktion vom Vormittag angekündigt. Die Sendung kommt in fünf Minuten. Ich dachte, das solltest du dir anschauen.»

«Danke. Ist sonst noch was?»

«Nein.»

«Gibt es Neuigkeiten von deiner Tochter?»

«Sie haben den Test machen lassen», sagte Elvira. «Jetzt warten sie auf das Ergebnis. Ich werde dich auf dem Laufenden halten.



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