Dreikönigssingen by Stefan Holtkötter

Dreikönigssingen by Stefan Holtkötter

Autor:Stefan Holtkötter [Holtkötter, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
Herausgeber: Topp und Möller
veröffentlicht: 2015-09-08T16:00:00+00:00


14

Der nächste Hof war der von Kerkering. Tönne hatte sich schon gefragt, ob er ihn auf seiner Tour nicht einfach überspringen sollte, aber die Sternsinger sammelten ja nicht nur Geld und Süßigkeiten, sie sprachen auch einen Segen und schrieben über den Türbalken die Jahreszahl und die Abkürzung CMB, die für „Christus mansionem benedicat“ stand, Christus segne dieses Haus. Für manche vielleicht nicht mehr als eine alte Tradition, aber Tönne wollte nicht derjenige sein, der den Kerkerings diesen Segen absprach, ausgerechnet jetzt. Also bog er auf die Einfahrt und steuerte das Wohnhaus an.

Bei Werner Ohntrup hatte er sich zum Glück im letzten Moment herausreden können. „Ich suche nur einen Schraubendreher“, hatte er gesagt, als Werner im Büro aufgetaucht war. „Die Klappe vom Kühlwasser klemmt, deshalb. Ich wollte euch im Haus nicht stören und habe gedacht, ich guck selber schnell nach. Du hast doch hier irgendwo einen Schraubendreher?“ Und Werner hatte ihm das abgekauft. Mit dem Schraubenzieher in der Hand waren sie zurück zu seinem Auto gegangen, und Tönne hatte vorgegeben, sich mit der Klappe abmühen zu müssen. Gut, dass die Kinder Werner ablenkten, denn sonst hätte der sicher mitgekriegt, dass das Kühlwasser noch fast voll war. Wo allerdings Lisbeth während der ganzen Zeit abgeblieben war, diese Frage konnte ihm keiner beantworten. Er würde später ein ernstes Wörtchen mit ihr reden müssen.

Der Hof der Kerkerings wirkte verwaist. Die Kinder schienen in der Aufregung glücklicherweise vergessen zu haben, dass dies der Hof war, auf dem der Mord passiert war, von dem alle im Dorf sprachen. Sie sprangen von der Rückbank und marschierten auf die Haustür zu. Tönne konnte sich einer gewissen Beklommenheit allerdings nicht erwehren. Alfons war tot, Hilde saß im Knast, Thomas wurde gerade von der Polizei befragt, und Sandra heulte sich am Küchentisch sicher gerade die Augen aus. Alles andere als ein fröhliches Haus für gutgelaunte Sternsinger.

Doch dann wurde die Tür aufgezogen, und zu seiner Überraschung stand Thomas auf der Schwelle. Er machte gute Miene zum bösen Spiel und begrüßte die Kinder mit aufgesetzt guter Laune. Die Kleinen merkten nichts davon und stellten sich auf, um loszulegen, immer noch etwas aufgeregt, wie vor jedem Auftritt.

„Thomas! Bist du gar nicht bei der Polizei?“, rutschte es Tönne heraus.

Thomas blickte ihn finster an. „Dir auch einen guten Tag, Tönne“, sagte er kühl. „Hier draußen kann man wohl nichts geheim halten.“

„Tut mir leid. Ich habe von meinem Küchenfenster aus gesehen, wie die Polizei heute Morgen hier war. Ich hoffe, du hattest keinen Ärger?“

„Mein Anwalt war da. Er hat die Sache beschleunigt.“

„Aber dein Alibi ... die Polizei weiß doch inzwischen, dass es nicht stimmt.“

Seine Stimme wurde noch eisiger. „Du weißt ja wirklich gut Bescheid.“

Die Kinder sahen irritiert zwischen den beiden hin und her. Sie fragten sich offenbar, warum sie nicht mehr im Mittelpunkt standen. Und sie hatten ja auch Recht. Tönne hätte diese Dinge nicht in ihrer Anwesenheit ansprechen sollen. Das brachte sie nur durcheinander.

Sandra tauchte in der Tür auf. Sie war immer noch blass und wirkte verweint, aber inzwischen schien sie sich etwas besser im Griff zu haben.



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