Doktor Maxwells skurriles Zeitexperiment by Jodi Taylor

Doktor Maxwells skurriles Zeitexperiment by Jodi Taylor

Autor:Jodi Taylor
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2020-11-16T07:24:50+00:00


12

Ich konnte spüren, wie um mein Auge herum alles anschwoll, und meine Nase fühlte sich an wie ein Fußball. Wenn ich diesen kleinen Fiesling jemals in die Finger bekäme … Obwohl er mir eigentlich einen Gefallen getan hatte, denn jetzt konnte ich meine Stola zusammenknüllen und sie dafür benutzen, die Blutung aus meiner Nase zu stoppen und gleichzeitig meinen Mund zu bedecken.

»Tor passiert. Bewegen uns Richtung Westen. Ungefähr 30 Frauen. Drei Wachen.«

Wir trotteten noch ein Stückchen weiter. Die beiden Frauen, die mich stützten, wollten mich nicht mehr loslassen, und ich forcierte es nicht. Ein solches Verhalten kannte ich schon. In einer Krise hilft einer dem anderen. Es ist eine Art Abwehrmechanismus für den Geist. Etwas anderes, über das man nachdenken kann. Also tätschelte ich ihre Hände, um ihnen zu danken.

Mitten am Strand machten wir halt. Unsere Wachen stützten sich auf ihre Speere und popelten in der Nase. Hin und wieder riefen sie sich gegenseitig etwas zu. Dies war eine gefährliche Zeit. Es gab keine Oberaufsicht, und bald schon würden sie anfangen, sich zu langweilen. Sie würden ein bisschen Spaß haben wollen.

»Max, setz dich hin.«

Ich ließ mich auf den Boden sinken.

Pause.

»Und jetzt steh wieder auf.«

Ich stand auf und schaute mich um.

»Und jetzt wieder hinsetzen.«

Ich setzte mich wieder hin, doch ich hatte nun Aufmerksamkeit erregt. Der kleine, mickrige Soldat hob seinen Speer, aber bevor er zu mir gelangen konnte, waren wir schon wieder in Bewegung.

Und jetzt machten sie ernst. Wir bildeten eine Reihe. Rings um mich herum wurde aus passiver Niedergeschlagenheit Verzweiflung, als Frauen um ihre Kinder kämpften, ihre Säuglinge, ihre Freiheit. Es war Selbstmord, aber das hielt sie nicht auf. Viele von ihnen zogen es vor, lieber hier auf dem Strand vor den Toren ihrer eigenen Stadt zu sterben, als von den Griechen verschleppt zu werden. Weitere Soldaten kamen hinzu, schlugen und traten, und in extremen Fällen machten sie ohne zu zögern kurzen Prozess mit den Frauen, die Ärger machten. Der Sand wurde rot vom Blut.

Es war heiß, und sie waren ungeduldig und durstig. Ab und an griffen sie sich eine Frau heraus, um an ihr ein Exempel für die anderen zu statuieren.

Langsam schob sich unsere Reihe vorwärts, auf etwas zu, das ich nicht sehen konnte. Aber mir blieben nur noch Sekunden. Wenn St. Mary’s mich nicht bald finden würde … wenn ich erst mal auf dem Schiff wäre … falls ich überhaupt so weit kommen würde. Nicht jede schaffte es. Wo waren die Leute aus St. Mary’s? Die beiden Frauen vor mir wurden weggezerrt.

Ich starrte trostlos auf ein paar schmutzige Füße in schäbigen Sandalen. Jemand riss mich auf die Beine. Alles andere als sanft. Eine Hand packte mein Kinn und schob meinen Kopf in die eine und in die andere Richtung, musterte mich, inspizierte mich. Ich wurde herumgedreht. Hände tasteten meinen Körper ab, um meinen Wert abzuschätzen.

Dann sagte eine Stimme: »Ich bin es.«

Ich konnte nicht viel sehen, aber ich kannte diese Stimme.

»Das wird wehtun. Tut mir leid«, flüsterte Guthrie. »Sack einfach zusammen.«

Er schlug mir ins Gesicht, das wieder zu puckern begann.



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