Die zweite Herzogin by Elizabeth Loupas

Die zweite Herzogin by Elizabeth Loupas

Autor:Elizabeth Loupas [Loupas, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783644445413
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2015-07-29T16:00:00+00:00


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18. Kapitel

A

m Morgen erwachte ich mit schmerzendem Kopf, verquollenen Augen und einem festen Entschluss.

Um Katharinas Freiheit willen würde ich dem Herzog alles erzählen – meinen Vorsatz, den Tratsch zu ignorieren, der mir während der Hochzeitsvorbereitungen zu Ohren gekommen war, meine Wut, als er mich geprügelt hatte, die Demütigung, die ich empfunden hatte, als ich Nora hinter meinem Rücken lachen hörte. Ich würde ihm von Messer Bernardos hinterhältigen Andeutungen erzählen und davon, wie ich daraufhin insgeheim beschlossen hatte, die Wahrheit herauszufinden und sie als Waffe zu meinem Schutz einzusetzen. Ich würde ihm erzählen, was ich im Monastero del Corpus Domini erfahren und was Elisabetta Bellinceno mir offenbart hatte.

Nur eine Frage würde ich ihm noch stellen, von Angesicht zu Angesicht, ohne Vorbehalte und schöne Worte: Hast du deine erste Frau umgebracht? Wenn er mir diese Frage ehrlich beantwortete, wie auch immer die Wahrheit aussähe, dann würde ich ihm schwören, mich nicht weiter in diese Angelegenheit einzumischen, und ich würde meinen Schwur halten.

Um Katharinas Freiheit willen.

Und weil ich selbst nicht länger lügen konnte.

War es Entschlossenheit oder Grauen, was in meinen Eingeweiden bohrte und meine Knie zittern ließ, als ich dastand und Domenica und Nicoletta mich wuschen und ankleideten, mein Haar frisierten und mit Saphiren schmückten? Würde mich der Mut verlassen? Würde ich eingesperrt im Palazzo di San Francesco enden wie Renée de France? Oder – eine noch grauenhaftere Vorstellung – würde Katharina dennoch die Qual und Schmach von la scopa erdulden, auch wenn ich mich dem Herzog beugte?

Ich konnte nichts essen. Mein Kopfschmerz war vergangen, aber mein Rücken tat entsetzlich weh. Während ich darauf wartete, dass der Herzog wie angekündigt in meine Gemächer kam, ging ich auf und ab, vom Vorzimmer durch das Empfangszimmer ins Schlafgemach und wieder zurück. Wieder und wieder. Ich versuchte, nicht an die Wachen vor der Tür zu denken. Ich betete zur heiligen Jungfrau und zu meiner Namenspatronin, der heiligen Barbara, um wenigstens ein bisschen Mut und Demut. Hilf mir, heilige Mutter, hilf mir, Barbara, meine Patronin, Schützerin der Gefangenen, ich kann nicht bis an mein Ende in Furcht und Unsicherheit und Gefangenschaft leben …

Schließlich ertrug ich es nicht länger; ich befahl Nicoletta, sie solle aufhören, sich mit den Hündchen zu beschäftigen, die sie so liebte, und stattdessen zum Herzog gehen und ihm ausrichten, dass ich ihn umgehend zu sprechen wünschte. Zu meiner Überraschung erhielt ich binnen einer Viertelstunde die Antwort des Herzogs, der mir versicherte, er werde gleich nach dem Essen zu mir kommen. Hatte er darauf gewartet, dass ich unter dem Druck brach? Vielleicht. Es kümmerte mich nicht. Ich konnte an nichts anderes mehr denken als daran, diesen Räumen zu entkommen, die sich immer enger um mich zu schließen schienen, bis ich kaum noch zu atmen vermochte.

Und unablässig musste ich an sie denken. Nein, nicht an Renée de France. Jetzt war es stattdessen Lucrezia de’ Medici. Wie lange genau war sie im Monastero del Corpus Domini eingeschlossen gewesen? Bestand ihr Gefängnis aus einer einzigen Zelle oder aus zwei Räumen oder dreien? Hatte es ein Fenster gegeben?



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