Die Wiedergeburt Des Melchior Dronte; Der Roman Einer Seelenwanderung by Busson Paul

Die Wiedergeburt Des Melchior Dronte; Der Roman Einer Seelenwanderung by Busson Paul

Autor:Busson, Paul [Busson, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9781234971731
Amazon: 1234971739
Herausgeber: General Books LLC
veröffentlicht: 2012-01-02T23:00:00+00:00


«So kommen Sie», sagte der Pfarrer.

Wir kamen rasch zu dem kleinen Hä uschen am Ende des Dorfes. Durch die winzigen, trü ben Scheiben drang rötliches Licht. Wir hörten vielstimmiges Murmeln, und als wir in das niedrige Gemach eintraten, erblickten wir mehrere Mä nner und Frauen, die kniend beteten. In einem kargen Bette lag ein alter Mann. Sein kleines, ganz verschrumpftes Gesicht hob sich von einem blauen Kissen ab und wurde von dem Schein der zu seinen Hä upten brennenden Sterbekerze ü berstrahlt.

Wir traten an sein Lager. Die Augen des Schweratmenden blickten glasig, sein Mund stand offen.

Ich sah gleich, daß dieser Mensch in seiner Todesnot die Fragen, die mir auf den Lippen brannten, nicht mehr beantworten könne.

Da geschah etwas Unbegreifliches.

Langsam drehten sich die starren Augen und wandten sich mir zu. In das bereits vom lä hmenden Finger des Todes gezeichnete Antlitz kam eine schwache Bewegung, ein freudiges Lä cheln spielte um die dü nnen, eingesunkenen Lippen, und ehe wir wußten, was in dem Abscheidenden vorging, hob sich sein Oberleib, streckten sich seine abgezehrten Arme nach mir aus, und eine fast schluchzende, dü nne Greisenstimme drang aus seinem Munde:

«So bist du doch gekommen – – endlich!»

Strahlende Freude flammte in den Augen, zeichnete sich im Gesicht – . Dann fiel der Kopf in die Kissen zurü ck, ein grauer Schatten lief ü ber Mund und Nase, der Körper streckte sich, daß die Bettstatt knackte.

Der Geistliche trat hinzu und strich mit der Hand ü ber die Augenlider.

«Ruhe nun aus, du getreuer Knecht», sagte er leise. «Lasset uns beten!»

Wir sprachen ein Vaterunser, und als wir danach aus der Stube gingen, fü hlte ich aller Blicke auf mich gerichtet.

In mir hatte der Verschiedene seinen Freund, den Ewli, zu sehen geglaubt.

Der Geistliche sprach kein Wort.

Als wir wieder in seiner gastfreien Stube waren, sah er mich mit unruhigen Blicken an.

«Die Narbe muß es gewesen sein – », sprach er vor sich hin.

«Welche Narbe?» fragte ich erstaunt.

«Die rote Narbe, die zwischen Ihren Augenbrauen ist, Baron Dronte. – Nein, nein!» rief er plötzlich. «Weiteres Grü beln ü ber diese Dinge hieße Gott versuchen! – Wenn es Ihnen genehm ist, will ich Ihnen Ihr Schlafzimmer zeigen!»

Ich verbeugte mich dankend und ging mit ihm.

Als wir in dem mir angewiesenen Gemach standen, faßte er mich mit beiden Hä nden an den Schultern und sah mir lange ins Gesicht.

«Verzeihen Sie mir meine unhöfliche Verwirrung!» sagte er dann. «Aber auf mich alten Mann ist in den letzten Tagen zuviel Unbegreifliches und Störendes eingestü rmt. Ich selbst bin nicht imstande, die furchtbaren Rä tsel der Vorsehung zu lösen. Ich möchte allein sein. Sie werden mir deshalb nicht zü rnen. Aus der Wirrnis dieser unheimlichen Vorfä lle flü chte ich in einen sicheren Hort! In den Glauben an Den, der alles nach Seinem hohen Willen lenkt, und in den Frieden des Gebets.»

«Beten Sie auch fü r mich, hochwü rdiger Herr», bat ich ergriffen.

Dann war ich allein.

Und ruhelos tastete ich mit dem Gefü hl, daß der Verstand mir keine Hilfe zu bringen vermöge, die dunkle Mauer ab, die mich von der Erkenntnis trennte, um ein Schlupfpförtlein zu finden, das zur Wahrheit fü hrte.



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