Die Vollendung des Koenigs Henri Quatre by Heinrich Mann

Die Vollendung des Koenigs Henri Quatre by Heinrich Mann

Autor:Heinrich Mann [Mann, Heinrich]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3104001715
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2010-07-12T22:00:00+00:00


Das Edikt

Die Festlichkeiten zu Ehren des großen Vertrages, so viel Volk herbeilief, um zu staunen, in einem enttäuschten sie. Die schönste Frau blieb ihnen fern. Ihr Zustand erlaubte kein öffentliches Auftreten mehr. Sobald der König sie begleiten konnte, reisten diese beiden nach der Stadt Nantes, dort gebar seine teure Herrin ihm den zweiten Sohn, Alexander. Nach einem Caesar ein Alexander, und erhielt den Titel Monsieur, wie ein Kind Frankreichs.

Burg und Stadt Nantes waren gerade erst den Königlichen ausgeliefert. Da er nach seiner Ankunft sogleich seinen Alexander Monsieur bekommen hatte, unterschrieb König Henri das Edikt von Nantes – hingerissen vom Vaterglück. So sah es aus und wurde kaum bezweifelt. Aber kurz vorher ging der große Vertrag, wobei das Verlöbnis zweier Kinder die Zurücknahme seiner letzten Provinz einschloß und verkleinerte – dies wohl überlegt. Wer aufgeschrien hätte, blieb still, fragt sich nur immer, wie lange. Jetzt sind wir angelangt in einem anderen Saal, unterschrieben wird das Edikt von Nantes.

»Jetzt sind wir angelangt«, sprachen untereinander die katholischen Herren. »Hierher hat dieser König uns haben wollen. Die Besiegten sind wir.«

Der Kardinal von Joyeuse: »Es gibt Gewissensfreiheit. Heute erfüllt sich sein Tag. Ist er nun der Hugenott, der er war? Oder glaubt er seither gar nichts?«

Der Connétable von Montmorency: »Mich nennt er seinen Gevatter. Aber ich kenn ihn nicht.«

Der Kardinal: »Einst bei Coutras schlug und tötete er meine beiden Brüder. Sein Freund kann ich nicht sein. Ich bewundere seine Hartnäckigkeit.«

Der Connétable: »Wollen wir die Größe dieses Königreiches? Nur um den Preis der Gewissensfreiheit schließen wir in Vervins den Frieden als Sieger. Was er sonst meint, weiß ich nicht.«

Der Kardinal: »Gewissensfreiheit: wer als Christ dächte, anstatt weltlich wie unsere Heilige Kirche, der gäbe sie selbst. Indessen müssen wir weltlich denken, um zu bestehen.«

Der Connétable: »Er will bestehen, das ist gewiß. Er nennt sein Edikt unumstößlich.«

Der Kardinal: »Es ist aber unumstößlich nicht mehr und nicht weniger als er selbst.«

Hier drehte der Kardinal die offene Hand um, den Rücken nach oben. Der Connétable verstand, daß ein Gestürzter am Boden läge.

»Wir sind die Besiegten«, sagten die Katholiken, wenn sie nicht vorzogen, es nur zu denken. »Der König gibt die Ketzerei frei, aber wenn das alles wäre. Eure festen Plätze, ihr Protestanten behaltet sie. Wo sind unsere festen Plätze?« fragen sie einen aus der anderen Partei, der wegen der Enge des Saales von den Seinen fort und bis in ihre Nähe vorgeschoben war. Sonst hatte man oft vergessen, welchem Glauben dies und jenes Gesicht angehörte. Heute trennten sich die Religionen.

»Ihr sollt in vielen katholischen Städten euren Gottesdienst ausüben dürfen: wir bei euch nicht. Ihr sollt alle bürgerlichen Rechte haben, Beamte sollt ihr sein, Richter sogar.«

»Seid ihr es nicht?« entgegnete über mehrere hinweg Agrippa d’Aubigné. »Wer hat dem König sein Blut hingegeben, und leben wir noch, liegt’s nicht an uns. Andere kenn ich, die waren eifrig dabei, diesen Staat zugrunde zu richten Arm in Arm mit den Spaniern. Da jetzt unser König der Herr ist dank unseren gewonnenen Schlachten, wer verlangt alle Ämter und die Staatskasse für sich allein? Die ihn verraten hatten und täten es wieder.



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