Die Vollendung des Königs Henri Quatre by Heinrich Mann

Die Vollendung des Königs Henri Quatre by Heinrich Mann

Autor:Heinrich Mann [Mann, Heinrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 1959-12-31T23:00:00+00:00


Der große Vertrag

Die Reise nach seiner Provinz Bretagne gelang dem König in friedlicher Art, obwohl er zwölftausend Mann Fußtruppen mit sich führte, die Pferde und Geschütze nicht gerechnet. Dies Geleit, recht ansehnlich für einen einfachen Besuch, war ihm von seinem Großmeister der Artillerie angeraten worden. Ihn ließ Henri aussprechen, was er selbst wußte, aber nicht zugeben mochte: er hätte ohne die bewaffnete Drohung seine Provinz noch immer nicht bekommen. Ein anderer Umstand war von ihm nicht vorgesehen: der schnelle Aufbruch. Herr de Rosny bestand darauf, hatte auch den guten Grund, daß der Herzog von Mercœur seine Ausflüchte und Winkelzüge nur fallenlassen würde, wenn er sich unvorbereitet genötigt sähe.

Das war der Grund, den Rosny nannte. Sein ungenannter betraf die teure Herrin, die am bestimmten Tag nicht mitreisen konnte: das erwartete Kind ermüdete sie zu sehr. Nein, Herr de Rosny reiste nicht in ihrem Gefolge, wie sie gemeint hatte. Er brach auf, sie lag darnieder. Drei Tage später folgte sie. Als nun Gabriele in kleinen Strecken die Stadt Angers erreichte, war Henri mit seinem großen Geleit schon längst darüber hinaus. Wo immer er nahte, öffneten die Städte seiner Provinz Bretagne ihm die Tore, und aus der ganzen Halbinsel, die steil vom Festland absteht, ritten Edelleute eilends heran, den König zu empfangen. Herr de Mercœur auf seinen Klippen hatte die Gewalt des ungezügelten Meeres dennoch überschätzt. König Henri holt ihn aus seiner Festung von Stürmen, es ist das Frühjahr, sie wüten über das gewohnte Maß; der Herr der Stürme, den sie eigen gemacht haben, muß sich gleichwohl in das Land bequemen, wo alsbald von seiner Macht das meiste abhanden kommt, und muß den Vertrag schließen.

Dies ist kein gesonderter Vertrag über die Abtretung seiner Herrschaft. Vielmehr ist die Rückkehr einer großen Provinz in die Gewalt des Königs wie zufällig mitbedingt durch ein Abkommen, das für noch bedeutender gelten soll: es ist ein Ehevertrag. Die Tochter des Herzogs und der Herzogin von Mercœur wird verheiratet mit Cäsar Vendôme, dem Sohn des Königs von Frankreich und der Dame Gabriele d’Estrées. Dies gilt als die Hauptsache, wenn nicht für jeden, um so gewisser für Gabriele. Darum hat ihr Herz dieser Reise entgegengeschlagen. Aufenthalte und Hindernisse erbittern sie bis zu Handlungen, die außerhalb ihrer bekannten Art liegen; wer hat sie erwartet von einer Schönheit, die in sich selber ruht.

Die Herzogin von Mercœur, Marie von Luxemburg aus dem Hause Penthièvre, diese große Dame fand eine d’Estrées tief unter ihrem Stande. War auch der Sohn Cäsar nicht aus einem doppelten Ehebruch hervorgegangen, sie verachtete die Verbindung, die sie eingehen sollte. Ein König von Frankreich schien ihr als Verwandter unerwünscht, wenn er wie dieser seinen Weg zum Thron unter Mühen und aus eigener Kraft gemacht hatte. Und wer verbürgt seine Zukunft und Nachfolge? Sie wäre sofort umstritten, gesetzt, das Messer träfe endlich. Dann hätte man seinen Bankert als Eidam. Madame de Mercœur, für Ränke ohnehin geschaffen, beging ihrer viele und boshafte. Gabriele beschloß, ein Ende zu machen. Als die Herzogin vor Angers erschien, nichts anderes im Sinn als eine neue Verschleppung der Sache: Gabriele ließ alle Tore schließen.



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