Die verlorene by knaur

Die verlorene by knaur

Autor:knaur
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Das Schaumbad verströmte den Duft nach Vanille, doch Ellen konnte sich nicht entspannen. Die Augen geschlossen, lehnte sie an dem weichen Rückenpolster der Badewanne. Sie hatte nicht gewusst, dass es so etwas gab. Immer wieder drängte sich das markante Gesicht von Caswyn Osbourne in ihre Gedanken. Deutlich erinnerte sie sich an Belindas Worte, die ihren Verlobten als alt und unattraktiv bezeichnet hatten, dazu als knallharten Geschäftsmann, der zum Erreichen seiner Ziele über Leichen ging. Nun, Letzteres konnte Ellen nicht beurteilen, obwohl sie sich vorstellen konnte, dass Caswyn kein einfacher Mann war. Sie hatte seinen Zynismus deutlich zu spüren bekommen. Er war aber weder alt noch unattraktiv, im Gegenteil, wie sich Ellen seufzend eingestehen musste. Nie zuvor in ihrem Leben war sie einem Mann begegnet, der sie vom ersten Moment an derart fasziniert hatte. Sie fühlte sich zwischen Interesse an seiner Person und Abneigung gegen sein Verhalten ihr gegenüber hin- und hergerissen. Obwohl ihr Verstand sagte, dass sein unfreundliches Verhalten nicht ihr, Ellen, sondern Belinda galt, war sie wütend darüber, wie er sie behandelte. Aber solange sie nicht ihre richtige Identität offenbarte, durfte sie weder Caswyn noch sonst jemandem zürnen. Sie alle glaubten, Belinda Swinbrook vor sich zu haben, die offenbar über mehr negative Charakterzüge verfügte, als Ellen in der kurzen Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, feststellen konnte.

»Was mache ich hier nur?«, rief sie und schlug mit der flachen Hand auf das Wasser, das nach allen Seiten spritzte. Sofort wurde die Tür zum Nebenzimmer geöffnet.

»Sie haben gerufen, Mylady?« Ein junges Mädchen in der Kleidung der Dienstboten trat ein. »Darf ich Ihnen aus dem Bad helfen?«

Ellen hatte das Mädchen ganz vergessen, das, nachdem sie ihr Bad gerichtet hatte, im Nebenzimmer wartete, bis Ellen fertig war. Sie bemühte sich um ein ungezwungenes Lächeln und nickte. Ein wenig peinlich war es ihr schon, nackt vor dem Mädchen aus der Wanne zu steigen und sich in angewärmte, flauschig weiche Handtücher hüllen zu lassen. Aus ihrer Zeit bei Lady Northam wusste sie jedoch, dass eine Angehörige des obersten Standes sich bei fast jeder Verrichtung von einem Domestiken helfen ließ. Dumm war wiederum, dass Ellen keine Ahnung hatte, wie das Mädchen hieß. Sie umschiffte diese Klippe, indem sie das Mädchen nicht direkt ansprach, was diese auch nicht zu erwarten schien.

Nachdem Ellen sich von ihr in ein bequemes Hauskleid hatte helfen lassen und ihre Haare gebürstet waren, brachte das Mädchen ein Tablett mit einer Gemüsesuppe, kaltem Hühnchen, Brot, Käse und Wein.

»Miss Golberden meinte, Sie möchten auf Ihrem Zimmer speisen, Mylady«, sagte sie.

Ellen nickte und bedankte sich für das Essen. Für einen kurzen Moment flackerten die hellen Augen des Mädchens verwundert, und Ellen dachte, dass Belinda sich wohl für diese Selbstverständlichkeit nicht bedankt hätte. Daher bemühte sie sich um einen leicht herablassenden Ton, als sie sagte:

»Richte Miss Golberden aus, ich möchte sie sprechen. Unverzüglich, wenn es möglich ist.«

Offenbar hatte Ellen die richtigen Worte gewählt, denn das Mädchen knickste und eilte davon. Ellen hatte gerade die halbe Suppenschale geleert, als die Haushälterin nach einem Klopfen eintrat.

»Sie wünschen mich zu sprechen, Mylady?«

Ellen widerstand der Versuchung, der Frau einen Platz anzubieten.



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