Die Unzerbrechliche by Knight Michelle

Die Unzerbrechliche by Knight Michelle

Autor:Knight, Michelle [Knight, Michelle]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2014-04-13T22:00:00+00:00


KAPITEL 14

DAS ZWEITE MÄDCHEN

»Gestern, am 21. April, wurde die sechzehnjährige Amanda Berry als vermisst gemeldet.« Als ich einen Nachrichtensprecher das sagen hörte, stand ich auf und beugte mich zum Fernseher vor, um ihn ein bisschen lauter zu stellen. »Zuletzt wurde das Mädchen beim Verlassen ihres Arbeitsplatzes, der Burger-King-Filiale auf der Lorain Avenue, Ecke West 110. Straße in Cleveland, gesehen.«

Das ist ja ganz hier in der Nähe, dachte ich. Das Foto eines blonden Mädchens erschien auf dem Bildschirm. Ich kannte sie! Die war mit mir im Kunstkurs! Sie war viel jünger als ich, aber ich war in der Schule so weit zurück gewesen, dass wir trotzdem häufig in denselben Kursen landeten.

Sofort hatte ich ein ungutes Gefühl im Magen, als ahnte ich, dass der Typ Amanda entführt haben musste. Er hatte doch immer gesagt: »Ich lasse dich gehen, wenn ich mir zwei andere Mädchen geholt habe.«

Amanda schien genau sein Typ zu sein; jung und blond mochte er sie, hatte er gesagt. Andauernd redete er davon, dass er Sex mit Blondinen wie Britney Spears und Christina Aguilera haben wollte. Außerdem wusste ich genau, wo dieser Burger King war. Der war nicht weit von seinem Haus entfernt, und er ging doch immer in Fast-Food-Läden. Wenn ich eins und eins zusammenzählte, musste er es getan haben. Ein paar Tage nach dieser Meldung im Fernsehen fing ich an, besonders aufmerksam auf neue Geräusche im Haus zu achten. Aber ich hörte nichts, und ich hoffte schon, ich hätte mich geirrt.

Doch dann, drei oder vier Wochen später, passierte etwas. Der Typ hörte auf einmal die ganze Zeit Musik in ohrenbetäubender Lautstärke, viel lauter als sonst. Und es hörte sich an, als käme der Lärm aus dem Keller, nicht aus seinem Zimmer. Bestimmt hat er Amanda im Keller eingesperrt, genau wie mich damals, dachte ich. Ich sollte wohl nicht hören, wie sie sich die Seele aus dem Leib schrie. Was da auch passierte, es konnte nichts Gutes sein.

Eines Nachmittags dann kam der Typ in mein Zimmer und setzte sich auf die Matratze. »Ich will dir jemanden vorstellen, den ich ins Haus geholt habe«, sagte er.

Ich schwieg eine Weile, ehe ich antwortete. Ich war so wütend darüber, dass er ein zweites Mädchen entführt hatte! Dass er mein Leben ruinierte, genügte ihm wohl nicht. Musste er denn wirklich noch das Leben einer anderen ruinieren? Ich war so wütend, dass ich beschloss, ihm zu sagen, was ich dachte, egal wie sehr es ihn aufregen würde.

»Du brauchst mir gar nicht zu sagen, wie sie heißt. Ich weiß sowieso, wer es ist. Es ist Amanda.«

Er starrte mich an und schien ziemlich überrascht zu sein. »Woher willst du das wissen?«, fragte er.

»Ich hab sie im Fernsehen gesehen. Ich bin mit ihr zur Schule gegangen. Schließlich bin ich nicht blöd. Ich weiß, was du gemacht hast.«

Er war auf einmal ganz still. Nach einer Weile sagte er: »Es ist nicht Amanda.« Dann stand er auf und verließ das Zimmer.

Am nächsten Tag brachte er mich vom blauen Zimmer zurück ins rosa gestrichene.



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