Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry by Joyce Rachel

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry by Joyce Rachel

Autor:Joyce, Rachel [Joyce, Rachel]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-10-402075-4
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2012-02-27T16:00:00+00:00


Als Harold immer weiter nach Norden Richtung Gloucestershire lief, gab es Momente, in denen seine Schritte so sicher waren, dass sie mühelos zu fließen schienen. Er brauchte, wenn er erst den einen Fuß hob und dann den anderen, das Denken nicht einzuschalten. Gehen war einfach die Erweiterung seiner Gewissheit, dass er Queenie zum Weiterleben verhelfen konnte; sein Körper trug das Seine wie von selbst dazu bei. In diesen Tagen kostete es ihn sehr wenig Anstrengung, die Hügel hochzulaufen; vermutlich wurde er fit.

An manchen Tagen war er von dem, was er sah, zutiefst gebannt. Er versuchte, für jede kleinste Veränderung die treffenden Worte zu finden; dass seine Eindrücke sich vermischten wie die Menschen, denen er begegnet war, geschah nur selten. Freilich gab es Tage, an denen er weder sich selbst noch sein Laufen oder das Land bewusst wahrnahm. Dann dachte er an gar nichts, zumindest an nichts, was an Worte gebunden war. Er war einfach. Er spürte die Sonne auf den Schultern, beobachtete einen Turmfalken auf lautlosen Schwingen, und die ganze Zeit stieß sein Fußballen die Ferse vom Boden ab, sein Gewicht verlagerte sich von einem Bein aufs andere, und das war alles.

Nur die Nächte quälten ihn. Er suchte weiter nach bescheidenen Unterkünften, aber die Innenwelten schienen sich als Hindernisse zwischen ihn und sein Ziel zu schieben. Sein Bauchgefühl drängte ihn nach draußen. Vorhänge, Tapeten, gerahmte Drucke, passende Hand- und Duschtücher – das alles war überflüssig und bedeutungslos geworden. Er riss die Fenster auf, damit er spüren konnte, dass Himmel und Luft immer noch gegenwärtig waren, aber er schlief schlecht. Immer öfter hielten ihn Bilder aus der Vergangenheit wach, oder er träumte, dass seine Füße sich hoben und senkten. Zwischen Nacht und Morgen stand er auf, beobachtete am Fenster den Mond und fühlte sich wie in einer Falle. Kaum wurde es hell, zahlte er mit seiner Kreditkarte und brach wieder auf.

Wenn er in die Morgendämmerung hineinlief, verfolgte er staunend, wie am Himmel kräftige Farben aufflammten und dann zu einem einheitlichen, fahlen Blau verblassten. Es war, als hätte er es mit einer völlig anderen Ausgabe des Tages zu tun, die frei war von allem Gewöhnlichen. Er wünschte, er könnte es Maureen beschreiben.



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