Die Stunde der Seherin by Dagmar Trodler

Die Stunde der Seherin by Dagmar Trodler

Autor:Dagmar Trodler
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Sie musste wohl eingeschlafen sein. Wohltuende Wärme streichelte ihre Haut, nichts plagte ihre Gedanken in jenen verzauberten Momenten zwischen Schlummer und dem Aufwachen ... nichts — bis der Geruch in ihre Nase stieg. Träge bewegte sich das Bewusstsein, nahm den Geruch, betrachtete ihn von allen Seiten, überlegte, wie er wohl hierherkam und wie man ihn wieder loswurde ...

»Wusste ich doch, dass sich hier ein weißes Täubchen versteckt«, grunzte Berwin und raubte ihr die Behaglichkeit. Seine Faust grapschte nach dem obersten Fell, riss es von ihr weg und warf es hinter sich. »Oh, das Täubchen weiß, was gut ist«, lachte er über ihren stummen Versuch, ihn daran zu hindern, auch die aneinandergesäumten Schneefuchsfelle von ihr herunterzuziehen. »Ich weiß noch was Besseres, Täubchen, bleib du mal hier bei Berwin und lass dir zeigen, was man unter Fellen tut, lass es dir zeigen — verdammte Hure, lass es dir zeigen, halt doch still! Verflucht, halt still!«

Er war jetzt über ihr wie eine riesige schwarze Welle. Kein Fell schützte sie mehr vor seiner Zudringlichkeit, kein Schlummer vor dem Gestank seines ungewaschenen Körpers. Nicht einmal, ein Schrei passte mehr dazwischen. Seine Pranken hielten ihre Schultern umfasst und nagelten sie auf dem Lager fest. Sie konnte sich weder bewegen noch ihn abwehren, und sie musste das einatmen, was seinem Körper entwich, musste die Ausdünstungen von Gier kosten, einen Vorgeschmack seiner feuchten Lust auf ihrer Haut ertragen.

Dann fiel die Welle über ihr zusammen. Drückte ihren Brustkorb ein, nahm ihr den letzten Rest Atem. Sah so das Ende aus? Ein froststarrender, beschlagener Pferdehuf grub sich tief in ihre Eingeweide, schrilles Wiehern, ein sich aufbäumender Schatten an der Decke — der Teufel griff nach ihrem Geist ... Um sie wurde es schwarz, ihr Schrei gellte ungehört an die Decke und wieder zurück, als Berwin ihr in zunehmender Raserei Schmerzen zufügte. Er betropfte ihr Gesicht mit faulig riechendem Speichel und rutschte auf der Suche nach der Pforte, die sich bei anderen willig öffnete, unbeholfen und entfesselt zugleich über ihren Körper. »Verdammt, verfluchtes Ding, zier dich nicht, lass mich doch, du Dirne ... « Mit der Linken zerrte und wühlte er an ihrem Oberschenkel, um mit dem harten, bereits nassen Knüppel, der sich auf ihrem Leib nicht biegen wollte, zwischen ihre Beine zu gelangen. Sie kämpfte, kämpfte mit aller Kraft, besessen von dem einen Gedanken, genau das zu verhindern. Da stülpte sich sein riesiger Mund über ihre Lippen, und eine Zunge drang gierig und breit in ihren Rachen. Christina starb.

Gott hatte ihr erst die Stimme genommen — nun nahm er ihr auch noch die Kraft zur Gegenwehr. Ein grausames Lehrstück für ihre in Klöstern gehegte Unschuld ...

»Verrecken sollst du!«, brüllte es da über ihnen, »verreck, wie sie alle verreckt sind, die ihre Schwänze nicht an der Leine hatten, verreck in drei Teufels Namen und nimm alles mit dir in die Hölle — du Sohn einer räudigen Hündin! «

Dann brachte ein entsetzlicher Schrei ihr Ohr fast zum Platzen, und er lag schwer wie Blei auf ihr, röchelnd, hustend, und als die Zunge aus ihrem Mund rutschte, auch fluchend.



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