Die Spur des Bienenfressers by Nii Parkes

Die Spur des Bienenfressers by Nii Parkes

Autor:Nii Parkes [Parkes, Nii]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Afrika, Geister, Ghana, Kriminalroman, Religion, Spannung
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 2015-11-17T16:00:00+00:00


Fida – Freitag

Kayo streckte die Zehen und blinzelte in die Sonne, die durch die Luke auf ihn fiel. Sein erster Eindruck war der einer absoluten Stille, aber nach ein paar Minuten unterschied er das Glucken der Hühner und das Gurren der Tauben. Er legte sich die Hand aufs Gesicht, in das sich das Muster der Matte gedrückt hatte, und schloss wieder die Augen. Er hatte länger geschlafen als beabsichtigt. Garbas Matte war leer, und die Türmatte war hochgenommen.

Er drehte sich auf den Bauch und machte eilig seine fünfzig Liegestützen. Dann rollte er seine Matte zusammen, lehnte sie gegen die Wand und ging nach draußen, ohne sich ein T-Shirt überzuziehen.

Vor der Hütte war niemand, aber ungefähr zwanzig Meter weiter saß auf der gefällten Palme beim Tweneboa-Baum der Jäger neben einer älteren Frau, er hielt sich sein Radio ans Ohr. Als er Kayo erblickte, winkte er. Der vor dem Baum abgestellte Range Rover passte mit seiner hohen Antenne und seinem dunkelblau schimmernden Blech irgendwie nicht ins Bild.

Kayo winkte zurück. Er hatte sich vorgenommen, ein paar Dorfbewohner zu Kofi Atta zu befragen. Schließlich brauchte er ja eine schlüssige Hypothese zu den Ereignissen in Kofi Attas Hütte. Auch wenn er Inspektor Donkor liefern würde, was dieser erwartete – für sich selbst musste er doch die Wahrheit kennen.

Bislang hatte er praktisch nichts in Erfahrung gebracht. Mit Bestimmtheit konnte er eigentlich nur sagen, was auszuschließen war. Auf den gebrannten Lehmböden ließen sich nicht einmal die Fußabdrücke richtig abnehmen. Aber selbst eine ganze, identifizierbare Leiche hätte in diesem Fall nicht ausgereicht, um auf ein Verbrechen zu schließen.

Kayo schüttelte den Kopf. Es war, als würde sich der Tod seines Großvaters wiederholen: kein Tathergang, keine Zeugen, kein Geständnis. Und er war wieder dieser Zehnjährige mit den wildesten Vermutungen. Nur hatte er jetzt nicht einmal einen Verdacht. Er war fest davon überzeugt, dass die Dorfbewohner, die er getroffen hatte, mehr wussten, als sie sagten, dass vor allem Oduro und der Jäger mehr wussten. Aber warum legte keiner von ihnen allen diese falsche Selbstbeherrschung an den Tag, die von einem schlechten Gewissen zeugt?

»Guten Morgen! Guten Morgen!«

Kayo fuhr aus seinen Gedanken hoch und sah Garba auf sich zujoggen, als hätte er nach langer Trennung einen alten Freund wiedergefunden. Garba trug ebenfalls kein Hemd, und seine großen Hände waren beladen mit reifen Mangos. Er streckte sie Kayo entgegen.

»Haben Sie gut geschlafen?« Um seine Mundwinkel spielte ein boshaftes Lächeln.

Kayo nahm eine Mango, wischte sie an seiner Hose ab und biss in das süße Fleisch.

»Mann, diese Dörfler haben null Respekt vor der Polizei. Ich hab da drüben ein paar befragt.« Er schaute zu den Hütten jenseits des Tweneboa-Baums. »Die lachen sich ja nur einen ab.«

Kayo verkniff sich die Frage, was er denn erwarte, wenn er mit nacktem Oberkörper zur Arbeit ging. Wahrscheinlich hatte Garba sogar recht. Die Polizei tauchte hier wohl nie auf; die Leute lebten in kleinen, autonomen Gruppen, und wenn man zynisch sein wollte, könnte man auch sagen, dass es keinen gab, den zu bestechen sich lohnte. Jedenfalls war es erfrischend, dass es



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