Die Spionin 03 - Der letzte Auftrag by Müller Titus

Die Spionin 03 - Der letzte Auftrag by Müller Titus

Autor:Müller, Titus [Müller, Titus]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2023-05-11T00:00:00+00:00


Die Tram hatte ungewöhnlich lange auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof gestanden, bevor sie abfuhr. Etwas stimmte nicht.

Als er ankam, sah er Menschen auf dem Boden, das Gesicht auf dem Straßenpflaster, die Hände hinter dem Kopf. Polizisten gingen von einem zum anderen und brüllten sie an, sie sollten Männer sein und zu ihrer Tat stehen.

Putin ging auf einen der Polizisten zu. Er zeigte seinen KGB -Ausweis. »Ich suche ein Pärchen, das im hinteren Straßenbahnwagen saß.«

Der Polizist sah sich um. »Die hier sind aus dem hinteren Waggon. Aber ich sehe kein Pärchen.« Er rief: »He, ihr da – wer saß hinten und ist zu zweit hier?«

Niemand rührte sich. Putin ging die Liegenden ab. Sie war klein gewesen, mit halblangen glatten Haaren, er breitschultrig, dunkel, womöglich gelockt. Aber die Kleine war nicht da, nur der da, der ihr Partner gewesen sein könnte. Putin ging zu ihm. »Aufstehen.«

Der Mann erhob sich.

»Wo ist Ihre Tasche?«

»Ich habe keine. Ich fahre bloß zu einem Freund.«

Er tastete ihn ab. Die Kamera war klein gewesen, aber so klein auch wieder nicht. Er hatte sie nicht bei sich.

War er es doch nicht gewesen, und das Pärchen war in den Bahnhof entkommen? Er wandte sich zum Polizisten um. »Waren das alle? War da nicht noch eine Kleine mit halblangen Haaren?«

»Da war eine Alte mit ihrer Enkelin. Die haben wir weiterfahren lassen. Die Beschreibung könnte … ja, die könnte eventuell auf die Enkelin passen.«

Es machte ihn wütend. Ein Geheimdienst, der ostdeutsche Oppositionelle für sich instrumentalisierte? Die hatten das Treffen auf Band, verdammt. »Hat sie gesprochen? Haben Sie sie reden gehört? War es Sächsisch?«

»Nein. Hochdeutsch. Oder, na ja, ein Dialekt aus Brandenburg oder Berlin, möglicherweise.«

Das passte. Der Typ in der Cordjacke redete auch so. »Wer ist der Einsatzleiter hier? Ich will ihn sprechen.«

Man brachte ihn zu einem Polizisten mit drei goldenen Rangsternen auf den Schulterstücken der Uniform. Er unterwies gerade einige Untergebene. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn.

Putin stellte sich vor. Er verlangte ein Gespräch unter vier Augen.

Nach kurzem Zögern schickte der Einsatzleiter seine Männer fort. Er musterte Putin. »Sagen Sie nicht, es gibt noch mehr Probleme.«

»Sie haben dort hinten einen Gefangenen. Ich möchte, dass Sie ihn für zwei Stunden wegsperren. Anschließend benachrichtigen Sie mich und lassen ihn frei.«

»Hören Sie, ich habe hier eine Lage, die sich gewaschen hat. Ich kann nicht noch auf Sonderwünsche –«

»Sie können. Und Sie werden. Die Haftbedingungen sollen sich nicht von denen der anderen Rowdys unterscheiden. Außerdem werden Sie und Ihre Männer Ausschau nach seiner Komplizin halten. Sie ist klein, hübsch, mit halblangen Haaren und trägt eine blaue Kapuze mit Kunstpelzbesatz.«

Die Augen des Einsatzleiters wurden klein. »Wie ich schon sagte, wir haben im Moment anderes zu tun.«

Putin rührte keine Miene. »Sie werden ein kluger Mann sein und tun, was ich Ihnen gerade gesagt habe.«

»Wenn Sie ein dringendes Anliegen haben, wenden Sie sich bitte an Generalleutnant Willi Nyffenegger.«

»Ihr Generalleutnant interessiert mich einen Dreck«, sagte er leise. »Ein Anruf in Moskau, und Sie sind noch heute Nacht Ihren Posten los. Legen Sie Wert darauf, unehrenhaft entlassen zu werden nach all den Jahren?«

Der Einsatzleiter wurde rot vor Wut.



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