Die Schule der magischen Tiere | Licht aus! by Margit Auer

Die Schule der magischen Tiere | Licht aus! by Margit Auer

Autor:Margit Auer [Auer, Margit]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2015-07-13T16:00:00+00:00


Am nächsten Morgen, es war Samstag, sah Karajan Helene kopfschüttelnd zu, wie sie ein Stück Brot in den Toaster steckte.

„Gibt es bei euch noch nischt mal frische Hörnchen? Es ist doch Wochenende! Wo stecken sie überhaupt, deine Eltern?“

„Mein Vater ist geschäftlich unterwegs und meine Mutter ist einkaufen.“ Helene öffnete den leeren Kühlschrank und schlug ihn gleich darauf stöhnend wieder zu. „Die neue Winterstiefelmode ist da.“

„Von Schuhen wird man aber nischt satt.“ Der Kater warf einen Blick auf das trockene Weißbrot, das sich Helene gerade in den Mund schob. „Hab isch dir schon erzählt, dass isch aus einem alten Adelsgeschlescht stamme und von Karajan heiße?“

„Ja, hast du. Soll ich dich etwa so anreden?“ Helene kicherte. „Soll ich dich vielleicht auch siezen, Eure Majestät?“

Karajan leckte sich die Pfote. „Das wäre durchaus angemessen.“ Er blickte sich in der kahlen Küche um. „Wie lange willst du deine Lügen eigentlich noch durchziehen?“, fragte er. „Du musst deinen Freunden die Wahrheit sagen! Ich könnte das für disch übernehmen …“

Helene blieb fast der Bissen im Hals stecken. „Das wirst du nicht!“

Sie sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Kannst du außerdem auch gar nicht, denn nur ich kann dich verstehen, stimmt’s?“

„Stimmt“, nickte Karajan. „Aber isch könnte den anderen magischen Tieren erzählen, wie schäbig du wohnst …“ Er putzte sich über das Mäulchen.

„Die kennst du doch gar nicht!“, protestierte Helene.

„Oh doch.“ Der Kater grinste frech. „Wie hieß noch gleich dieser Fuchs … Rabbat?“ Der Kater schaute unschuldig. „Isch erzähle es Rabbat und der erzählt es seiner Ida, Ida erzählt es Benni …“

„Hör auf!“ schrie Helene und hielt sich die Ohren zu. „Das darfst du nicht. Du bist mein Freund!“

Karajan hörte auf sich zu putzen und sah Helene an. „Isch bin was?“

„Mein Freund!“, schniefte Helene.

„Bin isch nischt“, antwortete Karajan und stand auf. „Mr. Morrison hat sich geirrt. Wir sind nischt füreinander bestimmt.“

Helene blieb vor Verblüffung die Sprache weg.

Karajan hob die Nase. Hatte Mr. Morrison nicht von einem Palast gesprochen? Und feines Essen in Aussicht gestellt? Helene hatte ihm noch nicht einmal ein Stück trockenes Toastbrot angeboten!

An die Waschmaschine wollte er lieber gar nicht mehr denken. Bald würde Helenes Mutter zurückkommen. Was würde diese furchtbare Frau wohl dann mit ihm machen? Aus dem Fenster werfen? An die Wäscheleine hängen?

„Adieu, Helene May“, sagte der Kater hochmütig. „Isch suche mir ein anderes Zuhause. Eines, das zu mir passt. Isch gehe.“

Helene wurde vor Wut ganz blass.

„Bitte sehr, Herr von Karajan“, antwortete sie mit erstickter Stimme und öffnete die Wohnungstür.

Karajan stolzierte hinaus.



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