Die Schrift in Flammen by Miklós Bánffy

Die Schrift in Flammen by Miklós Bánffy

Autor:Miklós Bánffy
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783552055681
Herausgeber: Paul Zsolnay Verlag Wien
veröffentlicht: 2011-12-19T16:00:00+00:00


Vierter Teil

I.

László Gyerőffy war seit der Faschingsmitte erster Vortänzer. Dies galt damals noch als eine im mondänen Leben sehr bedeutende Position. Er war derjenige, mit dem die Mütter, die einen Ball zu geben beabsichtigten, alle Einzelheiten besprachen. Der Erfolg des Abends hing von seiner Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit ab, die sich auf alles erstrecken sollte; sein ermunternder Schwung beeinflusste die allgemeine Tanzlust, sein Taktgefühl entschied über die Unbeschwertheit der Stimmung, und seine Erfindungsgabe war maßgebend für den Bewegungsreichtum und die Ordnung beim Kotillon. All dies hing von ihm ab; es kam auf seinen Einfallsreichtum und seine Unermüdlichkeit an und ob er gegenüber den Zigeunermusikanten genug Autorität besaß, vor allem aber musste er imstande sein, das sich zierende Jungvolk notfalls zum Tanzen zu beordern. Oh ja, dies war eine hochwichtige Position, die zahlreiche Fähigkeiten erforderte.

Gyerőffy hatte das Amt teilweise von Ede Illésváry geerbt, der, da er sich Mitte Januar verlobt hatte, zurückgetreten war. Doch galt dies nur insofern, als er auch bisher gewohnt war, Illésváry zu helfen. Das allerdings hätte zur Nachfolge noch nicht ausgereicht, ohne die unlängst eingetretene Erhöhung seines gesellschaftlichen Werts, es hätte nicht genügt, wenn er bloß der bescheidene Tänzer geblieben wäre, wie man ihn in den letzten zwei Jahren gekannt hatte: Zwar war er ein Verwandter der Kollonichs und der Szent-Györgyis, aber doch nur eine Nummer, kein Name, nur einer unter den Mitläufern, der sich herbefehlen ließ, wenn sich beim Kotillon für eines der Mädchen kein Partner fand. Zu diesem Aufstieg brauchte es mehr. Dazu bedurfte es, wie gesagt, der Autorität und einer Position. Die Autorität aber hatte er sich auf folgende Weise erworben.

Anfang Januar fand eines Nachts in einem Extrazimmer des Casinos ein Gelage mit Zigeunermusik statt. Péter Kollonich und Kristóf Zalaméry pflegten sich dort jeden Abend zu vergnügen. Es begann nach elf Uhr. Péter hatte, wie schon einige Male zuvor, seinen Cousin gerufen, denn die erwarteten Frauen – zwei Tänzerinnen aus dem »Orpheum« – konnten erst nach Mitternacht erscheinen, nachdem sie sich abgeschminkt und umgezogen hatten; Musik tat bis zu der Stunde wohl, und niemand verstand es so gut wie »der brave Laci«, die Zigeunerkapelle zum Spiel anzuhalten und in Schwung zu bringen. Mehrere junge Männer leisteten Gesellschaft, sie gehörten zum Hof Zalamérys, denn Kristóf, bereits sein eigener Herr und dazu sehr vermögend, pflegte seine Freunde zu bewirten. Auch Wuelffenstein war dabei. Sie tranken viel Champagner und eine gehörige Portion Cognac aus ausladend bauchigen Gläsern. Tanz, paarweise und in Solonummern, folgte während Stunden nach der Ankunft der Mädchen, und es gab flatternde Röcke sowie viel Geplauder über Klatsch aus der Halbwelt.

Gerede dieser Art bereitete Gyerőffy eher Langeweile, denn er trat in diesem Kreis nur selten auf, sodass er kaum wusste, über wen und worüber man sprach, und außerdem kam er sich auch jetzt nebensächlich und zweitrangig vor, wie immer, wenn er sich in solcher Gesellschaft befand. Aus diesem Grund trank er hart, um sich zu betäuben. Irgendeinmal schaute er auf seine Uhr. Zwei Uhr war schon vorbei! Dabei besuchte er seit der Rückkehr von Simonvásár die



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