Die Schnelligkeit der Schnecke by Marco Malvaldi

Die Schnelligkeit der Schnecke by Marco Malvaldi

Autor:Marco Malvaldi [Malvaldi, Marco]
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-02-08T23:00:00+00:00


Sechs

Der Morgen eines heiteren Tages nach Tagen voller Regen und Wind sorgt immer für gute Laune. Die Luft ist klar, sauber und kristallen, gereinigt von all den nanoskopischen Scheußlichkeiten, dringt ganz leicht, ohne jede Anstrengung, in die Lungen und lässt einen sich wunderbar erholt fühlen. In der Ferne zeichnen sich die Berge in all ihren Einzelheiten ab, nicht länger verschleiert von der Staub- und Smogdecke, die gewöhnlich die Atmosphäre verpestet, und sogar die Stadt selbst wirkt klarer, deutlicher und wirklicher.

All dies zusammen – der schöne Tag, das befreite Atmen, die Tatsache, dass er etwas zu tun hatte – hatte Massimos Laune dermaßen gehoben, dass nicht einmal die Aussicht, mit dem Auto nach Pisa hineinfahren zu müssen, es schaffte, ihn in den grundgenervten Seelenzustand zu versetzen, zu dem dieser Umstand ansonsten automatisch führte.

Vor Schreck über die Vorstellung, der pisanische Autofahrer könnte träge werden, hatten die eifrigen Arbeiter der Straßenverkehrsbehörde mit dem Straßennetz tatsächlich eine regelrechte Parallelstadt erschaffen, eine Art perverses Labyrinth aus Einbahnstraßen, absurden Kreisverkehren und dantesken Staus. Die Parallelstadt wurde ihrerseits von Parallelbürgern bewohnt, den Autofahrern: temporären Avataren aus Fleisch und Blut – gefangen in ihrem Cockpit, das seinerseits in der unausweichlichen Dichte des städtischen Verkehrs feststeckte –, die aussschließlich die Hyde-Seite ihrer Persönlichkeit zeigten, indem sie wie Gorillas bei allem ausrasteten, was innerhalb oder außerhalb des Autos geschah.

Wenn er durch dieses potenzierte Chaos fuhr, hatte Massimo manchmal das Gefühl, die Stadtverwaltung habe gar kein Straßennetz bauen wollen, sondern eher eine Minigolf-Anlage. Die gelben, mit Katzenaugen verzierten Linien der Radwege steckten den Parcours ab. Fröhliche rot-weiße Plastikblöcke, die einen Kreisverkehr imitieren sollten, zwangen einen zu hirnlosen Überhol- und Bremsmanövern. Riesige Chausseen mündeten in enge mittelalterliche Sträßchen mit schmalen Torbögen, an deren Ende, wenn man Glück hatte, einen die einzige freie Parklücke erwartete, in die man endlich das Auto »einlochen« konnte. Trotz alledem war Massimo bester Dinge. Die Tatsache, dass er einen Teil seines freien Tages opfern musste, um herauszufinden, was auf Asaharas Computer war, wurmte ihn nicht im Mindesten. Im Gegenteil.

Am Vortag war der Computer von einem anderen Mitarbeiter Asaharas, Katsuo Komatsu, als der neue Laptop des Professors identifiziert worden, den er gerade erst vor ein paar Tagen erworben hatte. Nachdem er festgestellt hatte, dass der Rechner nicht hochlief, hatte Massimo Fusco die Gewaltlösung vorgeschlagen: das Gerät öffnen und die Festplatte über einen anderen Rechner direkt auslesen. Fusco hatte zugestimmt und Agente Turturro gefragt, ob das Kommissariat alles zur Verfügung hatte, was man dafür brauchte, um diese Operation durchzuführen. Turturro hatte erklärt, dass sie praktisch überhaupt nichts von dem hätten, was man dafür bräuchte, und dass er so etwas bei einem Laptop sowieso noch nie gemacht habe. An diesem Punkt, während Fusco den armen Turturro finster anschaute, als vermutete er, dass er selbst den Computer sabotiert hätte, hatte Massimo es gewagt, eine Lösung vorzuschlagen: »Ich kenne jemanden, der die Möglichkeiten hat, diese Festplatte auszulesen. Er ist Techniker an der Universität. Er ist sehr gut und diskret.«

»Ah«, sagte Fusco wenig begeistert.

»Wenn Sie eine andere Lösung haben ...«

»Nein, nein, wo denken Sie hin.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.