Die rote Katze by Virginia Doyle

Die rote Katze by Virginia Doyle

Autor:Virginia Doyle [Doyle, Virginia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Kriminalroman
ISBN: 3453879252
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2013-11-21T16:00:00+00:00


ZWEITES KAPITEL

Ende einer Kaperfahrt

Bislang waren die großen Ferien immer die schönste Zeit für die Kaperfahrer gewesen, doch in diesem Sommer wurde das Lied der Kaperfahrer nicht mehr gesungen. Lag es daran, dass Jan jetzt lange Hosen trug? War Lilo schuld, die immer häufiger in Begleitung von Friedrich gesehen wurde? Waren sie einfach »zu alt für diesen Unsinn« geworden, wie Pit sich ausgedrückt hatte, als er, von der Werft kommend, in der Jägerstraße dem schmächtigen Klaas begegnet war? Traf Heinrich die Hauptschuld, der Jan des Verrats bezichtigte, weil er lieber mit Friedrich »organisieren« ging, als beim Reparieren des Baumhauses zu helfen, obwohl Heinrich selbst ja kaum Zeit hatte, weil er seiner armen Mutter zur Hand gehen musste?

Es war vorbei mit der Freibeuteridylle. Für Jan und Pit war die Sache klar. Nur Hein und Klaas konnten sich nicht damit abfinden. Und das war auch der Grund, warum sie eines Abends im August zufällig im Garten hinter dem Häuschen am Grenzgang aufeinander trafen. Heinrich war nach dem Abendbrot von zu Hause weggegangen, weil ihn seine Mutter nervös machte. Mit übertriebener Geschäftigkeit wollte sie darüber hinwegtäuschen, dass die Familie auseinander gebrochen war. Elsa war davongelaufen, der Vater trieb sich herum, und alle Nachbarn wussten inzwischen Bescheid, auch wenn Frau Hansen weiterhin steif und fest behauptete, ihr Mann befinde sich auf Arbeitssuche.

Klaas hockte schon oben im Baumhaus, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf in den Handflächen vergraben, als Heinrich ankam. Neben ihm stand eine halb leere Flasche mit einer wasserklaren Flüssigkeit darin. Es roch nach Alkohol.

»Mensch, Klaas, was ist denn mit dir los?«, fragte Heinrich, nachdem er sich durch die Öffnung gezwängt und auf die Bank gesetzt hatte.

Klaas blickte auf und schaute ihn düster an. »Heinrich? Was machst du denn hier?«

»Ich hab zuerst gefragt.«

Klaas zuckte mit den Schultern. »Ich mach gar nichts.«

»Hast dich besoffen? Du bist ja verrückt, Mensch, in deinem Alter, die Flasche ist ja halb leer. Da kriegst du doch die Kotzerei.«

»Quatsch, ich hab nichts getrunken. Bloß einen Schluck. Das Zeug schmeckt mir gar nicht. Die Flasche ist umgekippt, deshalb ist nur noch so wenig drin.«

»Aber du wolltest dich besaufen, stimmt's?«

»Ja, schon.«

»Weibergeschichte?«

Klaas hob erstaunt den Kopf. »Was?«

»Das haut jeden Mann mal um. Du hast uns doch selbst mal erzählt von diesem Piraten, der die halbe Welt umfährt auf der Suche nach dem Schiff mit seiner Braut. Und als er sie endlich gefunden hat, will sie nichts von ihm wissen.«

»Das verwechselst du jetzt mit diesem Ritterroman. Aber es ist sowieso Quatsch.«

»Was hast du denn sonst für Sorgen?«

»Ist doch egal.«

»Und wo kommt diese Flasche her?«

»Dieser blöde Schnaps!« Klaas trat mit dem Fuß nach der Flasche. Sie kippte um, und der Inhalt gluckerte heraus. Heinrich wollte sie wieder aufstellen, aber sie rollte über den Rand des Baumhauses und fiel nach unten.

»Na, nun ist sie weg«, sagte Heinrich.

»Wir haben noch mehr«, murmelte Klaas.

Heinrich blickte sich um. »Wo denn?«

»Unten in der Grube.«

»Wieso das denn?« »Wir wollten was zurückbehalten. Vielleicht selbst trinken oder doch noch verscherbeln.«

»Wir? Von wem sprichst du?«

»Na ja, Jan und Friedrich halt, und Lilo auch.



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